#200 – Hadi Teherani: Wachsen, Schrumpfen, Weitermachen

Shownotes

  1. Episode, erstes Publikums-Format – und ein Gast, der wie kaum ein anderer für unternehmerische Architektur steht: Hadi Teherani spricht über seinen Weg vom Autohaus, das heute unter Denkmalschutz steht, über die fast existenzbedrohende Russlandkrise bis zu luxuriösen Wohnhochhäusern in Teheran. Es geht um Risiko, Loyalität zu Mitarbeitenden, verlorene und gewonnene Auszeichnungen – und die Frage, warum für ihn an Ruhestand nicht zu denken ist. Ein persönliches Gespräch über Tempo, Haltung und zeitlose Qualität. haditeherani.com klimafestival.heinze.de

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00:00:03: Architekturfunk, der Heinzer Podcast.

00:00:06: Herzlich willkommen zum Heinzer Architekturfunk, Episode zweihundert, einer Jubiläumsfolge am elften Dezember, zweitausendfünfundzwanzig.

00:00:15: Mein Name ist Kerstin Kunighardt und heute spricht Klaus Fühner mit Haditerrani.

00:00:22: Ja, herzlich willkommen zum Heinzer Architekturfunk.

00:00:26: Das ist heute die zweihundertste Episode, die wir heute feiern dürfen bei Haditerrani.

00:00:34: Das ist auch der erste Live-Podcast tatsächlich, den wir machen in dieser Reihe Architekturfunk.

00:00:41: Und Live heißt, wir haben ganz viele Zuhörende mit dabei.

00:00:45: Bitte einmal bemerkbar machen.

00:00:54: Das ist schon mal ein guter Start auf jeden Fall.

00:00:57: Und wir sind nicht nur bei Haditerrani, sondern er sitzt auch neben mir.

00:01:01: Herzlich willkommen, Hadi Tehrani.

00:01:04: Herzlich willkommen ihr.

00:01:05: Schön, dass wir heute bei Ihnen sein dürfen.

00:01:07: Also hier kann man auf jeden Fall feiern, Herr Tehrani.

00:01:12: Sie haben ein sehr bewegtes Leben, das viele Menschen sehr, sehr beeindruckt.

00:01:15: Sie sind sehr erfolgreich, beruflich, aber auch privat.

00:01:20: Ich glaube, Sie haben kürzlich wieder geheiratet.

00:01:21: Ist das richtig?

00:01:22: Nicht wieder, sondern das erste Mal.

00:01:23: Das erste Mal?

00:01:28: Also ich sag jetzt nicht, das wurde aber auch Zeit, sondern ich hab tatsächlich, also Chatshipiti hat mir gesagt, sie seien schon mal verheiratet gewesen.

00:01:36: Ich bin völlig falsch informiert.

00:01:38: Das ist gelogen.

00:01:39: Okay, gut, dann haben wir das schon mal geklärt.

00:01:44: Sie haben in Braunschweig studiert, bei Volkwien-Mark auch gearbeitet am Leerstuhl.

00:01:50: Ich hab in Braunschweig studiert bei Gerkern.

00:01:54: Bei Gerkern?

00:01:55: Volkwien-Mark

00:01:56: war in Aachen.

00:01:57: Bei Volklin March haben Sie Anschlüsse in Aachen gearbeitet und dann bei Schürmann in Köln.

00:02:04: Und Sie haben in unserem Vorgespräch gesagt, in denen, ich glaube, drei Jahren haben Sie alles gelernt, aber nichts übernommen von dem, was Sie dort gelernt haben.

00:02:17: Wie meinen Sie das?

00:02:19: Ja, der Professor Schürmann war einer der letzten Eiermannschüler.

00:02:25: durch und durch getauft mit Architektur und mit moderner Architektur Bauhaus und ich sage immer, das Werkzeug für die Moderne, das habe ich bei ihm gelernt, also überhaupt so zu sehen, wie er das sieht und trotzdem mache ich nichts, wie

00:02:47: er es gemacht hat.

00:02:50: Aber diese Genauigkeit im Detail, dieses Minimale und ich sagte immer, das ist der Werkzeugkasten der Moderne, die habe ich da mitgenommen und habe es schon auf meine Weise umgesetzt.

00:03:11: Mit einer anderen Geschwindigkeit, mit einer anderen Taktung.

00:03:15: Ja,

00:03:15: bei Professor Schürmann war eben das eben die Nachkriegszeit, das waren eben ganz Architekten mit sehr viel Respekt und Hintergrund.

00:03:25: Wir durften also nie etwas entwerfen, was über die Baumwüpfel ging und man durfte keine Größe zeigen.

00:03:32: Das ist jetzt ein bisschen anders.

00:03:36: Das ist jetzt ein bisschen anders.

00:03:39: Ihr erstes Projekt in Hamburg war dann ein Auto-House, Car & Driver.

00:03:51: Sie waren ja in Köln, haben dieses Projekt in Hamburg gemacht und haben das dann aber auch zum Anlass genommen, sich hier in Hamburg selbstständig zu machen, Gas zu geben, sage ich jetzt mal, einfach wirtschaftlich gesehen.

00:04:05: Warum haben Sie dann die Kooperation mit Boote und Richter eingegangen?

00:04:11: Warum war das wichtig zu diesem Zeitpunkt für Sie, dass Sie dort mit drei oder zwei weiteren Partnern quasi einsteigen?

00:04:20: Die Geschichte ist so, als ich bei Professor Schürmann gearbeitet habe, dann hat er gesagt, du bist ja ganz gut, kennst du noch mehr, die so wie du sind oder so.

00:04:29: Ich habe gesagt, ja aus Braunschweig, ich guck mal und dann habe ich die beiden Jungs gefunden.

00:04:36: Der eine war bei mir im Semester, der andere Jünger.

00:04:38: Das waren quasi Studienkollegen, wenn man so will.

00:04:40: Studienkollegen und die sind dann auch zu Schürmann gekommen.

00:04:43: Und dann habe ich mich selbstständig gemacht.

00:04:47: In Köln habe ich eine Boutique eröffnet, um an Architekturaufträge zu kommen.

00:04:55: Eine

00:04:55: Mode-Boutique?

00:04:56: Ja, ich habe auch einen Klamotten-Design.

00:04:59: Damen oder

00:05:00: Herren?

00:05:02: Das war ein Leben, das hieß Herrenhaus.

00:05:06: Für Herren war die Mode und Haus wegen Architekt.

00:05:10: Herrenhaus mit Architekt.

00:05:13: Das war gleich so erfolgreich in Köln, dass ich Das war auch in der Architektur der achtziger Jahre in so einem Kölner Buch gleich veröffentlicht.

00:05:22: Und ich habe über die Mode, habe ich den Auftrag für das Autohaus bekommen.

00:05:31: Und als ich das Autohaus dann gebaut habe, noch aus Köln heraus, habe ich natürlich gesehen, in so einem Autohaus bei der Einweihung waren über tausend Leute.

00:05:42: Und alles die Leute, die natürlich auch bauen können.

00:05:45: Das waren aber auch keine schlechten Autos.

00:05:46: Das waren

00:05:47: alles Autos, die im Logo ein Flügel hatten.

00:05:50: Das heißt Aston Martin, Rolls-Royce und solche Autos.

00:05:55: Und da habe ich gesagt, wie soll ich denn in Köln jemanden zeigen, dass ich in Hamburg gebaut habe?

00:06:01: Da habe ich gesagt, okay, ich düst nach Hamburg wieder zurück und mache in Hamburg das Büro auf.

00:06:08: Und dann war das gerade zu so einer Zeit, Alle schlechten Nachrichten aus Teran kamen und ich hieß Terani.

00:06:16: Ich habe gesagt, wie wirst du denn mit den Namen hier überhaupt Fuß fassen?

00:06:23: Also machst du das so wie die, weil ich ja mal schnell Gast geben wollte, so wie die großen drei Buchstaben namen, wie GMP und so.

00:06:31: und dann habe ich meine beiden Jungs auf sie mitwollen nach Hamburg.

00:06:36: Aber das war ein Nachkarn-Dreiber und haben dann BRT gegründet.

00:06:42: Brutto-Registerton.

00:06:46: Und da hat man eine steile Karriere.

00:06:49: Genau, über zwanzig Jahre, ne?

00:06:50: Eineinundneinzig gegründet, bis ... ... zwei tausendzehn, elf

00:06:54: zwölf.

00:06:54: Ja, die waren zwanzig Jahre dabei.

00:06:56: Ja.

00:06:57: Und sie haben ja auch in dieser Zeit viele oder ab den zweitausenden ... weitere Einzelgesellschaften gegründet oder neue Gesellschaften gegründet, also ich glaube zwei unter BRT, aber auch einige andere unter ihrem Namen, unter dem sie auch heute für mir als Haditerrani Architekt.

00:07:17: Und eine Gesellschaft war eine Gesellschaft in Russland, in Moskau, die sie im Jahr zwei Tausend Fünf gegründet haben und im Jahr zwei Tausend Zehn ist sie in Schieflage geraten.

00:07:30: Was ist da genau passiert?

00:07:33: Ja, einmal war es eben so.

00:07:35: Ich habe dann gemerkt, auch als das BRT war, haben die Leute meinen Namen lieber gehört.

00:07:45: Terrani.

00:07:46: und dann habe ich dann auch gesagt, okay, dann gehe ich wieder auf diesen Indibulisten-Namen ein.

00:07:56: und dann habe ich die Hadi Terrani Gesellschaft gemacht.

00:08:01: Ich hatte in Moskau, da waren wir fast vierzehn Jahre, da hatte ich einen Joint Venture mit der Frau Batorina, das war die Frau von dem Bürgermeister Luskov damals, die reichste Frau in Russland und da haben wir ... Der Bürgermeister

00:08:17: von Moskau.

00:08:18: Ja, da habe ich auf fast dreihundert, vierhunderttausend Quadratmeter, haben wir dort gebaut, in Moskau.

00:08:26: Die haben Sie aber nicht im Autohaus kennen gelernt?

00:08:30: Das sind ja immer die Zufälle, die zueinander kommen.

00:08:33: Ich habe meine Designfirma und in meinem Designfirma hatte ich Aufsichtsräte.

00:08:39: Und ein Aufsichtsrat war der Holger Härter von Porsche, der Finanzvorstand, der damals VW kaufen wollte.

00:08:49: Und er hat mir gesagt, er fährt nach Moskau und habe gesagt, ja dann grüßt sie von mir, hier ist eine Karte von mir.

00:08:57: Und dann bekam ich dann auch gleich einen Anruf, ich soll mal in die Botschaft nach Berlin kommen.

00:09:03: Und dann haben wir uns verstanden und dann haben wir eine Gesellschaft gegründet in Moskau.

00:09:09: Ja, und da haben wir natürlich viel auch gutes Geld verdient in Moskau.

00:09:14: Da hatte ich ja noch ein Büro an den Deichto-Hallen.

00:09:19: Da hatte ich fast viertausend Quadratmeter Bürofläche.

00:09:23: Fünfundachzigtausend Euro Miete im Monat.

00:09:29: Und plötzlich gab es Stress zwischen Putin und Luschkopf.

00:09:34: Und Lusko war sehr beliebt in Moskau und in Russland.

00:09:38: Also musste er weg.

00:09:41: Und dann ist natürlich diese Familie dann nach Österreich.

00:09:46: Und da wurden uns auch alle Baugenehmigung weggenommen, der neue Bürgermeister kam und da fehlten plötzlich.

00:09:54: Das fehlt ja das ganze Geld.

00:09:56: Also ist quasi das komplette Geschäft zusammengebrochen?

00:09:59: Ja, ich hatte so einen Riesenladen mit so einer hohen Miete, dann so viele Leute, die musst du zahlen und dann fehlt...

00:10:06: Wie viele Mitarbeitende waren das dann?

00:10:08: Zweihundertdreißig, glaube ich.

00:10:11: Das geht ja mal rauf und runter bei Eichdecken.

00:10:14: Und dann ist das...

00:10:18: Kennt ihr nicht, oder?

00:10:20: Auf und ab.

00:10:21: Hä?

00:10:22: Und da sind wir ein bisschen in Schieflei gekommen und das aufzufangen ist natürlich schwierig.

00:10:26: Also wachsen ist einfach, dann gibst du Gas und bist in diesen Vorwärts drangen.

00:10:35: Aber schrumpfen ist schwierig.

00:10:38: Tut weh.

00:10:39: Wie du die Kosten runterkriegst, wie du die Mitarbeiter bezahlst und das war eine gefährliche Situation.

00:10:45: Da wären wir bei einer Hopfs gegangen.

00:10:48: Ich habe es nur retten können, indem ich... Alles, was ich hatte, verkauft habe.

00:10:51: Immobilien und alles Mögliche.

00:10:54: Und ich wollte nicht, dass an meinem Namen irgendwie ein Markel kommt, dass der nicht mehr kann oder...

00:11:01: Ja.

00:11:02: Und dann habe ich ja so alles da reingesteckt und habe das wahrscheinlich noch die nächsten zehn Jahre abgearbeitet.

00:11:09: Damit Sie die Gehälter zahlen konnten, die Miete zahlen konnten?

00:11:12: Muss ich mehr Geld leihen, da muss ich Wohnungen verkaufen und so damit die... Die Mitarbeiter auch ihr Geld bekommen.

00:11:21: Und da ich ja schon damals sehr bekannt war, war die Presse natürlich auch scharf da drauf.

00:11:27: Und irgendjemand, immer wenn wir hier eine Versammlung hatten wie hier und gesagt haben, nächsten Monat wird es schwieriger, dann schwupp, landete das bei der Presse.

00:11:40: Und das war nicht so schön, weil in der Presse kannte ich immer, dass man nur hübsch schreibt über mich.

00:11:49: Und dann kam das und deswegen habe ich es dann auf diese Weise alles gerettet und die beiden Kollegen wollten selber kein Geld da reinstecken.

00:12:02: und dann hatte ich den angeboten, ich schenke euch den Laden, ich gehe woanders hin, wollten sie auch nicht, dann habe ich es alleine weiter gemacht.

00:12:11: Also die Situation, dieser Anlass hat quasi dazu geführt, dass...

00:12:14: Ja, ich habe alle Schulden auf mich

00:12:16: genommen.

00:12:17: Jens Bote und Kai Richter dann quasi ausgestiegen sind.

00:12:19: Die beiden Partner quasi freigestellt.

00:12:25: Da hat der Anwalt gesagt, ob ich nicht alle hätte, aber... Aber ist so, manchmal hast du so Dinge im Brauchgefühl, du denkst, das muss so sein, weil das in Ordnung ist.

00:12:36: Und da ich auch in den schwersten Situationen... immer noch an Expansion denke, habe ich auch in der Zeit dieses Haus hier gekauft und in Indien eine Firma gegründet.

00:12:51: Also diesen Virus, den ich habe, immer unternehmerisch irgendwas zu machen, der hat nicht gelitten darunter.

00:13:01: War dieser Neustart für Sie mehr ein Antrieb, also auch quasi ... dass sie sich gesagt haben, jetzt erst recht.

00:13:11: Ich lass mich da nicht unterkriegen.

00:13:14: Für mich gefühlsmäßig hatte ich keinen Neustart.

00:13:18: Also ich bin einfach mit meiner Geschwindigkeit weitergefahren.

00:13:22: Da sind nur welche ausgestiegen.

00:13:23: Sind paar auf der Strecke geblieben oder ausgestiegen.

00:13:27: Auf der Strecke geblieben hat es jetzt geblieben.

00:13:32: Sie haben auch gesagt, überall wo du schwach bist, musst du reingehen, musst du stark werden.

00:13:40: Was meinen Sie damit?

00:13:41: Ja, als Architekten sind wir eine Berufsgruppe, die von Halbwissen quasi geprägt ist.

00:13:48: Und dann, gerade wenn du dann auch noch schönen werfen kannst, dann sagen sie, das ist ein Designer, da hat aber keine Ahnung von Zahlen.

00:13:56: Und das waren natürlich auch die Zeit, wo plötzlich die ganzen Projektsteuere aus der Erde rausgaben, alle, die dich kontrollieren wollten.

00:14:05: Und da musstest du natürlich was dagegen setzen.

00:14:07: Und da habe ich gesagt, also musst du überall, wo du nicht gut bist.

00:14:12: das professionellisieren.

00:14:14: Dann habe ich dann Leute, die alles Bauingenieure waren, aus der Projektstrahlung kamen, von Dresd und Sommer und von anderen Dingen.

00:14:23: Habe ich die Haditerranik Consulting, haben wir dann gegründet und die arbeitet jetzt noch für den freien Markt und manchmal schaffen wir auch

00:14:36: das ja auch für das Architekturbüro arbeiten, für sie arbeiten.

00:14:39: Für uns arbeiten als General.

00:14:43: Aber wir Architekten haben ja sehr viel Feder eingelassen.

00:14:48: Für die Investoren ist ein guter Architekt nur einer, der zum Bauantrag da ist und dann sich vom Staub macht, damit sie dann selber

00:15:01: optimieren

00:15:01: können.

00:15:03: Und da hat natürlich die ganze Bauindustrie mitgespielt.

00:15:07: Die Banken haben dann vom Investor verlangt, dass er in GU haben muss und da gab es immer Nachträge, da haben sie gesagt, okay, dann muss die Ausführungsplanung auch beim GU liegen, damit der keine Nachträge fordern kann.

00:15:24: und so haben sie uns immer mehr Leistung weggenommen und das hat der Architektur nicht unbedingt gut getan, aber so hat sich die Bauindustrie entwickelt und das wissen wahrscheinlich alle, dass wir.

00:15:40: Jetzt sind wir ja froh, wenn wir bis zum Bauantrag und dann noch Leitdetails und so was bekommen.

00:15:47: Aber Leute, die für sich selber bauen, die wollen die ganze Leistung von uns haben.

00:15:52: Das ist immer der Unterschied, ob du für einen Eigentümer baust oder nur für einen freien Markt.

00:15:59: Und komischerweise immer, wenn das schlecht wird, die wirtschaftliche Lage, dann hast du bis zu mehr Chancen mit guter Architektur.

00:16:10: Weil dann gucken Sie ja in dem Moment, woran liegt das?

00:16:13: Vorher Konzales verkaufen, egal mit welcher Architektur, Hauptsache Standort und so was stimmt.

00:16:20: Und plötzlich, wenn es eng wird, dann geht es eine Stufe weiter, dann suchen sich die Leute noch die Häuser aus, die dann schöner sind.

00:16:31: Und dann hat man als Architekt, der ein bisschen mehr investiert, auch wieder eine Chance.

00:16:36: Aktuell haben Sie ja zwei Standorte in Deutschland.

00:16:39: einen in Indien, einen in Abu Dhabi und einen in Tehran.

00:16:46: Sie sind mit sechs Jahren nach Deutschland gekommen, haben sich einundneunzig, neunzig, einundneunzig selbstständig gemacht und erst zwei tausendsechzehn den Standort in Tehran gegründet.

00:16:58: Warum hat das so lange gedauert?

00:17:01: Ja, das kam einmal deswegen, weil ich das Persische verlernt hatte.

00:17:05: Ich bin hier in Deutschland aufgewachsen.

00:17:08: Und als dann diese nicht so schönen Nachrichten immer kam, hat man sich damit ja auch nicht gebrüstet.

00:17:16: Und dann hatte ich auch kaum zu tun mit Persern, weil ich da nicht mehr in Hamburg war, dann war ich in Köln und dann spielte zurück.

00:17:25: Und dann hat man mich dort aber entdeckt und zum Vortrag eingeladen im Iran.

00:17:31: Da habe ich meinen Vortrag gehalten und dann ... habe ich erst gesehen, wie schön das da ist und wie warm die Leute sind.

00:17:40: Ich dachte, ich bin mit jedem Verwandter da angefangen.

00:17:44: Weil die übertreiben das dort mit der Freundlichkeit.

00:17:48: Das kennt man gar nicht.

00:17:50: Die sagen die ins Gesicht, ich sterbe für dich.

00:17:52: Lass mich dich umkreisen.

00:17:54: Lass mich der kleinere sein.

00:17:56: Ich bin da boden unter deinen Füßen.

00:17:59: Das ist aber vollkommen normales Geräte.

00:18:04: Und wenn du...

00:18:05: Das hör ich jeden Tag zu Hause.

00:18:09: Und wenn einer vor dir sitzt, dann kann das nicht sein, dass er sich nicht zehnmal zu dir umdreht und sich dafür entschuldigt, dass er mit dem Rücken zu dir sitzt.

00:18:20: Und das im Taxi und so.

00:18:21: Sag ja, du Trottel, du musst auch vorne fahren.

00:18:24: Und dann hab ich... Da hab ich dann mal meine neue Frau gefragt, was muss man denn da antworten, wenn einer so was sagt.

00:18:33: Dann sagt sie, das ist wieder persisch.

00:18:36: Da muss man sagen, eine Blume hat, keine Vorder- oder Rückseite.

00:18:43: Da ist alles sehr poetisch.

00:18:45: Merkt euch das.

00:18:46: Die Antwort passt immer.

00:18:51: Also alle, die hinter euch sitzen, das sind alles Blumen.

00:18:58: Und so kam das, dass ich plötzlich gefallen gefunden habe an dieser Geschichte, an Iran und hab dann die Leute gesehen, was die da alles drauf haben.

00:19:08: Und dann habe ich gesagt, okay, Terani, kein Haus in Teran, geht Amy auch nicht.

00:19:15: Dann habe ich dann zugesagt, das Erste gebaut und jetzt laufen sie mir die Bude ein da und haben jetzt Büro in Teran.

00:19:24: Und das ist größer als der Standort in Deutschland, oder?

00:19:27: Im Moment sind wir über dreißig Leute dort.

00:19:30: Hier haben wir gerade reduziert auf vormundzwanzig Architekten, glaube ich.

00:19:35: Und die gehen vollkommen anders ran an die Bauaufgabe als wir das jetzt tun.

00:19:41: Was heißt das?

00:19:43: Das fängt schon damit an, dass die andere Standards haben.

00:19:50: Ich baue natürlich jetzt auch da in den guten Gegenden.

00:19:54: Aber wir bauen da Häuser, wo die kleinste Wohnung manchmal fünfhundert Quadratmeter ist.

00:20:02: Und jedes Haus hat ein Kino, ein Schwimmbad, Klassenräume für die Nachhilfe, für die Schüler.

00:20:08: Und die kommen jedes Mal und wollen mehr.

00:20:12: Die haben noch nicht gelernt, dass man optimieren kann.

00:20:16: Dann hast du plötzlich einen Lobby, die ist zehn Meter hoch, da kriegst du noch zwei Geschosse rein.

00:20:22: Spielt keine Rolle?

00:20:23: Das spielt keine Rolle, weil der Mittelstand hat gelitten dort.

00:20:28: Der kann sich nicht leisten.

00:20:30: Leisten können sich nur die reichen.

00:20:33: Und die wollen aber nicht.

00:20:35: Der Mittelstand muss schon rumknappsen, wenn er sich in den Zornachquadrat mit der Wohnung kaufen

00:20:40: will.

00:20:41: Aber den Reichen

00:20:42: ... Und die Reichen wollen es auch zeigen?

00:20:46: Das Zeigen ist dort sehr wichtig.

00:20:48: Das ist schon im Raumprogramm.

00:20:50: Es gibt immer eine ... Zum Beispiel, was wir hier als Wohnzimmer haben, heißt da Besucherzimmer.

00:20:58: Es gibt ein Besucherzimmer, was eigentlich nur für Besuch benutzt wird.

00:21:04: Repräsentativ.

00:21:07: Immer zwischen hundert und vierhundert Quadratmeter groß.

00:21:12: Und dann gibt es nochmal ein eigenes Wohnzimmer.

00:21:16: Dann gibt es eine Backkitchen und eine normale Kitsche.

00:21:20: Und ich dachte, das sind die paar Häuser, die ich mache.

00:21:23: Aber jedem Auftrag, den wir kriegen, wir haben zwanzig neue Häuser, die wir gerade bauen.

00:21:27: Und meine Konkurrenzer sind supertolle Architekten unterwegs.

00:21:31: Die haben auch die Aufgaben genauso.

00:21:35: Aber das ist ein Persistersplin von der Geschichte raus.

00:21:39: In der Geschichte gab es das auch.

00:21:41: Und dann ist es so, wenn du in einem Land lebst, wo viele Dinge nicht erlaubt sind, sind sie aber in deinen eigenen vier Wänden erlaubt.

00:21:48: Das heißt, da investierst du viel mehr.

00:21:53: So erkläre ich mir das.

00:21:55: Und dass die Währung sehr problematisch ist, hohe Inflation, dass die Leute dann eher in die Immobilien investieren.

00:22:03: Weil das, man muss sich vorstellen, das Land ist quasi sankt zu mir.

00:22:07: Das darf nichts rein, raus.

00:22:11: Es ist ein Krieg.

00:22:13: Es war da gerade, sind immer an der Schwelle.

00:22:16: Und trotzdem sind die Leute da alle, als ob gar nichts ist.

00:22:20: Die gehen mutig voran, als dieser Zwölftagekrieg war.

00:22:25: Da haben viele gefeiert.

00:22:26: Auf die Häuser, da habt ihr einen Schuss.

00:22:30: Nee, wir müssen unsere Gäste empfangen.

00:22:33: sind die auf die Decke gegangen und haben sich das angeguckt.

00:22:36: Und die Mentalität hat so viel gesehen und gelitten.

00:22:42: Das ist für die Beiwerk.

00:22:44: Also die leben ihr Leben trotzdem weiter.

00:22:47: Bei uns gibt es ja schon Kollaps, wenn irgendwie Zinsen um ein Prozent steigen.

00:22:55: Dann wackeln wir.

00:22:56: Haben Sie auch mit der Mittelschicht oder mit der Unterschicht zu tun?

00:22:59: Also ich frag mich ja immer, warum wird in solchen Ländern eigentlich so gebaut, wie wir hier in der westlichen Welt bauen?

00:23:06: Mit viel Glas, Beton, Stahl, klimastisierte Räume.

00:23:12: Warum wird dort nicht traditionell gebaut?

00:23:14: Also so wie einfach die ursprüngliche traditionelle Architektur auch war.

00:23:19: Und also gerade auch so unter dem Aspekt, dass der Iran ja eines der trockensten Länder weltweit ist.

00:23:26: Also ich habe gelesen, ein Millimeter Niederschlag im Gebiet T-Aran in twenty-fünfundzwanzig.

00:23:33: Über dreißig Staudämme, die leer sind.

00:23:36: Warum wird darauf nicht geachtet?

00:23:39: Erst mal gab es die alte Architektur, die hat nur nachhaltig gearbeitet.

00:23:45: Das waren immer Hofhäuser mit einem Windturm, wo der Wind durchs ... durch den Turm ging, über eine Wasservläcke gekühlt wurde, in die Innenräume, da macht er und ...

00:23:58: Lehmziegel, Holz, Keramik, Fliesen.

00:24:02: Und es gab dann Willenviertel, da, wo wir jetzt überall die Hochhäuser bauen, wenn alles will.

00:24:08: Große Gärten, viele Bäume, Grün.

00:24:11: Und nach der Revolution hat sich das umgedreht, dann haben dann ... die Leute, die in der Macht waren, dann gesagt, wenn ich reiß das ab und baue einen Turm.

00:24:22: Und wenn da plötzlich ein Turm neben dir steht, dann benutzt du deinen Garten nicht mehr, weil du alle in deinen Schwimmbad gucken können.

00:24:29: Und so sind aus den schönen Willenvierteln entheerern wirtschaftlich dann aus einer Villa plötzlich ein zwanzig, vom zwanzig Geschossgebäude, ist natürlich verlockend von dem Geld.

00:24:45: Und so hat sich das eben Gewandelt und Hochhäuser kannst du eben nicht mehr nach den Kriterien bauen, wie man früher gebaut hat.

00:24:55: Sie haben auch in den Jahren des Bundesverdienstkreuzes verliehen bekommen.

00:25:02: Stimmt das, dass Sie das verlegt haben?

00:25:05: Ach so, ja.

00:25:08: Das gab es im Rathaus.

00:25:10: Man konnte sich das dort abholen.

00:25:15: Wie nicht so mit Bundespräsident und so, feierliche?

00:25:18: Herr Steinmeier konnte nicht kommen, das hat dann die Frau Dr.

00:25:22: Stafelfeld, die Kultursenatoren, überreicht.

00:25:26: Das war in der Corona-Zeit, da durften auch nicht viele Leute da sein.

00:25:32: Und ja, ich habe es dann mitgenommen und zur Hose irgendwo hingelegt.

00:25:38: Und dann war es weg?

00:25:39: Ja, du benutzt das nicht so oft, das ist so ein großes... Freut mich.

00:25:48: Aber ich suche es noch.

00:25:51: Aber ich hab's auf Fotos.

00:25:56: Das kommt irgendwann beim Aufräumen so in irgendeinem Eierkarton oder irgendeiner Hosentasche.

00:26:00: Ich bin

00:26:00: umgezogen.

00:26:02: Und in dem Umzug ist es irgendwo gelandet, wo ich es jetzt erst mal wieder finden muss.

00:26:09: Bedeuten Ihnen solche Auszeichnungen oder diese Trophäen nichts?

00:26:13: Also Sie sind jetzt, glaube ich, dann jemand, der sich da das in der Vitrine legt?

00:26:17: Doch, es hat schon eine hohe Bedeutung.

00:26:19: Es ist ja eine Anerkennung für eine Leistung, die jemand sieht, die du gemacht hast.

00:26:26: Und das macht einen natürlich stolz, dass man sowas eben bekommt.

00:26:31: Aber in meinem Tun spielt das nicht die Rolle, ich weiß.

00:26:36: Das bekommst du, wenn du irgendwelche Leistungen gemacht hast.

00:26:39: Und genauso ist es mit Preisen.

00:26:41: Ich habe ein paar hundert Preise bekommen.

00:26:46: Wir kriegen ja für jedes Design-Objekt irgendwie ein Award.

00:26:49: Und für mein letztes Spa-Gemäude in Österreich habe ich am Freitag den sechzehnten Award bekommen.

00:26:58: Das nutze ich natürlich ab bei uns.

00:27:02: Aber das motiviert immer gut weiter zu machen.

00:27:06: Es ist bei mir leider nicht so, dass ich dann eine Sektflasche öffne, weil ich wahrscheinlich keine Alkohol trinke, aber eine Wasserflasche ploppt ja nicht.

00:27:21: Gibt es ein Gebäude oder ein Projekt, wo Sie sagen, das steht sinnbildlich für die Qualität meiner Arbeit?

00:27:29: Also Sie sagen ja auch, Qualität ist zeitlos.

00:27:34: Jetzt bitte sagen Sie nicht alle.

00:27:37: Nein, alle nicht, aber schon die ersten.

00:27:42: Das ist unter Denkmalschutz.

00:27:47: Also so alt ist er schon.

00:27:49: Und das ist noch ...

00:27:51: Keine dreißig Jahre alt.

00:27:53: Das ist jetzt zu neunundzwanzig Jahre.

00:27:55: Ab dreißig ist Denkmalschutz, aber die haben es vorgezogen.

00:27:59: Da ist eine neue Denkmalschützerin, die suchen sich neue Aufgaben, wenn ... Alles generell schon unter Denkmalschutz ist.

00:28:07: Und jetzt, das sind diese Newcomer als Denkmal.

00:28:12: Und hier steht ja alles unter Denkmalschutz.

00:28:14: Die Lampen, der Tresen, die Glashaltung.

00:28:21: Aber das spricht einmal für unsere Arbeit und auch für mich ist Qualität zeitlos.

00:28:28: Wenn du etwas Qualitätvolles baust, halt das immer Götigkeit.

00:28:33: Und ich glaube nicht, dass es in Hamburg noch irgendwo so ein Studio gibt, das so modern aussieht wie dieses, obwohl das schon unter Denkmal ist.

00:28:44: Schon und dreißig Jahre alt ist.

00:28:46: Ja.

00:28:47: Und auch das Gebäude drüben ist, dass es

00:28:51: in Köln die Kranhäuser, den

00:28:53: Wettbewerb habe ich, in Köln, in Köln, in Kranhäuser, den Wettbewerb habe ich, in Köln, in Köln, in Köln, in Köln, in Köln, in Köln, in Köln, in Köln, in Köln, in Köln, in Köln, in Köln, in Köln, in Köln, in Köln, in Köln, in Köln, in Köln, in Köln, in Köln, in Köln, in Köln, in Köln, in Köln, in Mit einer Stimme Mehrheit, dass es dann stattfindet.

00:29:08: Also das Architekt muss ja auch alt werden können, wenn du deine Projekte auch sehen willst.

00:29:15: Es

00:29:17: gibt einige, die da ein Lied von singen können.

00:29:20: Bahnhöfe, Flughäfen und so diverse Projekte, die sich einfach verzögern.

00:29:24: Das dauert.

00:29:25: In Köln war auch so eine lustige Sache.

00:29:26: Ich kam da plötzlich hin.

00:29:29: Dann hatte irgendjemand anders gewonnen.

00:29:31: Da war ein ganz neuer Wettbewerb.

00:29:32: Wir waren gar nicht eingeladen auf unserer Stelle, wo wir diesen Wettbewerb gewonnen haben.

00:29:36: Fünfzehn Jahre später.

00:29:39: Dann war ich erstmal verwundert.

00:29:42: Und dann bin ich zum Kölner Stadtanzeiger gegangen.

00:29:45: Da saß der Architekturjournalist Storthof.

00:29:49: Ich

00:29:50: sag, guck mal hier, das hier hat er gewonnen.

00:29:54: Du kennst doch noch meinen alten Wurf.

00:29:57: Der war außer sich.

00:29:59: in der Zeitung reingebracht, die Kranhäuser, wir wollen unsere Kranhäuser zurück, so groß.

00:30:06: Dadurch ist es gekommen, dass alles gekippt worden ist und dann gab es den Zuschlag für die Kranhäuser.

00:30:13: Kontaktebeziehungen sind schon wichtig, ne?

00:30:16: Wichtig, du musst immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein und du musst natürlich immer wach sein, musst überall hin schauen und nicht aufgeben.

00:30:27: Apropos gibt es für Sie?

00:30:30: so etwas wie Ruhe stand?

00:30:32: Also ist das für Sie ein Ziel?

00:30:35: Ich kriege schon seit sechs Jahren Rente.

00:30:39: Aber, nee, das gibt es eigentlich nicht.

00:30:43: Es gibt keinen Grund aufzuhören.

00:30:45: Wenn man das liebt, was man tut und lebt

00:30:49: und

00:30:50: das soll dir plötzlich weggenommen werden, hat mal gewissen Altersgrenze, das passt nicht in mein Kopf.

00:30:56: Und da ich mich immer sowieso Nur in der Zukunft bewege und die Zukunft ist aber bei der Jugend.

00:31:03: Ich bin da nur mit jungen Leuten zusammen und merke mal gar nicht, dass ich vierzeig Jahre älter bin oder fünfzig.

00:31:12: Meine Frau ist auch so jung, die ist auch neun und dreißig Jahre jünger.

00:31:18: Und dann bist du natürlich immer voll dabei.

00:31:23: Ich hoffe, dass es so weitergeht noch und nicht irgendwann für sich durch irgendeine Krankheit.

00:31:29: Man gezwungen ist, dann kürzer zu treten, aber noch gibt es das nicht.

00:31:35: Auch nicht in der Ferne.

00:31:37: Und das ist wunderbar.

00:31:39: Wir freuen uns auf ganz viele weitere spannende Projekte, Produkte.

00:31:44: Da haben wir jetzt gar nicht darüber gesprochen über das ganze Produktdesign, über das Interior Design und so weiter, die anderen Firmen, die sie noch betreiben.

00:31:52: Aber vielleicht kommen wir ja nochmal zusammen.

00:31:55: Vielen, vielen herzlichen Dank für das Gespräch, dass wir heute hier sein durften.

00:32:14: Und das war's für heute.

00:32:15: Ich freue mich, wenn ihr beim nächsten Mal wieder rein hört.

00:32:18: Lasst uns gerne eine Bewertung da.

00:32:20: Habt eine schöne Zeit.

00:32:22: Tschüss.

00:32:22: Architektur.

00:32:25: Das war

00:32:25: der Heinze-Podcast-Architektur-Funk.

00:32:28: Redaktion Klaus Fühner und Kerstin Kunekath.

00:32:31: Moderation Klaus Fühner.

00:32:33: Produktion und Veröffentlichung Kerstin Kunekath.

00:32:36: Berlin.

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