#191 – Andreas Hofer, IBA27, Philipp Sieber, herrmann+bosch architekten: Rückkehr der gemischten Stadt

Shownotes

Zwischen Weissenhof und Wendlingen liegen 100 Jahre Baugeschichte – und die Frage, wie wir in Zukunft leben, arbeiten und bauen wollen. Die Internationale Bauausstellung IBA’27 nimmt sich dieser Frage mit einer großen Themenvielfalt und einem offenen Prozessverständnis an. Im Gespräch mit IBA-Intendant Andreas Hofer und dem Architekten Philipp Sieber wird deutlich: Hier geht es nicht um Leuchtturmprojekte, sondern um systemische Transformation. Warum Wohnungsbau vielleicht bald überflüssig ist, welche Rolle Mobilität künftig spielt und weshalb nicht das Museum, sondern ein Holzparkhaus zum Symbol der Bauwende taugt, erzählen unsere Gäste Klaus Füner in dieser Episode.

IBA’27 in der Stadtregion Stuttgart "Mit klugen und mutigen Bauprojekten will die Internationale Bauausstellung zeigen, wie das Zusammenleben, Wohnen und Arbeiten in der Region Stuttgart zukünftig funktioniert." iba27.de IBA27 Hholzparkhaus Bahnhof Wendlingen herrmann-bosch.de Anmelden beim Klimafestival hier: klimafestival.heinze.de

Transkript anzeigen

00:00:03: Architekturfunk,

00:00:04: der Heinze Podcast.

00:00:06: Herzlich Willkommen zum Heinze Architekturfunk-Episode onehundertneinundneinzig am neunten Oktober zweitausendfünfundzwanzig.

00:00:14: Mein Name ist Kerstin Kuhnikat und heute spricht Klaus Fühner mit Andreas Hofer, dem IBA-Intendanten, der IBA-Siebenundzwanzig in Stuttgart, im Raum Stuttgart und Philipp Sieber von Hermann Bosch Architekten.

00:00:26: Wir steigen ein ins Gespräch.

00:00:28: Herzlich willkommen zu einer weiteren Ausgabe des Heinze-Architekturfunk.

00:00:33: Die internationale Bauausstellung, für die Stadtregion Stuttgart, wurde initiiert mit dem Ziel, in einem der wirtschaftlich stärksten Zentren Europas Antworten auf relevante Fragen zu finden.

00:00:46: Wie wollen wir zukünftig wohnen, arbeiten und zusammenleben?

00:00:50: Wie gestalten wir nachhaltiges Bauen und Stadtentwicklung unter dem Druck des Klimawandels, steigender Baukosten, Flächenknappheit, sozialem Mandel usw.

00:01:02: Andreas Hofer ist Schweizer Architekt- und Stadtplaner und er ist seit Jahrzehnteinzehn Intendant und Künstlerisch-Inhaltlicher Geschäftsführer der IBA-Zwanzig-Zwanzig-Zwanzig-Stadtregion Stuttgart, also verantwortlich für die inhaltliche und kuratorische Leitung.

00:01:18: Mit ihm spreche ich heute über das Gesamtkonzept der IBA, um den Umfang und die Themenvielfalt für alle verständlicher zu machen, denn das Projekt ist extrem komplex, wie ich finde, und gar nicht so leicht dadurch zu steigen.

00:01:30: Außerdem schauen wir uns ein bereits fertigestelltes Projekt etwas genauer an, in dem konzeptionell viele Ziele der IBA beispielhaft umgesetzt wurden und begrüßen dazu Philipp Sieber, assoziator Partner bei Hermann Bosch Architekten in Stuttgart.

00:01:45: Hallo zusammen!

00:01:48: Hallo.

00:01:49: Herr Hofer, Sie waren vor Ihrer Tätigkeit für die IBA selbstständiger Architekt in Zürich und haben, glaube ich, das Büro aufgegeben.

00:01:59: Was haben Sie da vorher gemacht und betreiben Sie das Büro noch weiterhin?

00:02:04: Nein, ich bin da tatsächlich ziemlich abrupt ausgestiegen.

00:02:07: War allerdings auch das Ende eines großen Projektes, das ich seit Jahren begleitet hatte.

00:02:14: Ich habe eigentlich seit dem Studium oder beziehungsweise während dem Studium an der RETA natürlich eine Welle der Wohnungsnot miterlebt, dann auch eine Wirtschaftskrise, alle diese Industrieare, alle vielen brauchen.

00:02:28: Das hat mich dann eigentlich ein Berufsleben lang beschäftigt.

00:02:32: weniger auf der Design-Seite als Architekt, als tatsächlich.

00:02:37: wir haben Genossenschaften gegründet, wir haben große Projekte initiiert und auf der Seite der Bauprägerschaft quasi begleitet.

00:02:47: Ich hatte auch immer das Glück, dass das so Spezialfälle waren, also sehr groß, sehr artspruchsvoll und häufig noch mit so einem Experimentellen, Anspruch, wir haben auch schon viel mit Hochschulen zusammengearbeitet, Darstellung gemacht und geforscht, in dem Sinne eine relativ gute Qualifikation, um sich so ein IBA-Projekt daran zu machen.

00:03:11: Das war ja auch eine europaweite Ausschreibung und ich wurde ja angefragt, mich dazu zu bewähren.

00:03:16: Super.

00:03:17: Und seither sind sie quasi zu hundert Prozent für die IBA tätig.

00:03:21: Halter bin ich zu hundert Prozent für die IBA tätig.

00:03:24: Das war für mich immer klar.

00:03:25: Ich habe so eine IBA Geschichte.

00:03:27: Ich habe sie in Berlin gelebt.

00:03:29: Habe es da zufällig mitbekommen.

00:03:32: So was machst du nicht hobbymäßig.

00:03:35: Okay, jetzt würde uns natürlich interessieren, wie ist die IBA-Konzipiert und was sind ihre Schwerpunktthemen?

00:03:46: Ich habe mich immer geweigert, auf diese Frage antwortzugeben.

00:03:51: Das IBA-Format ist im Gegensatz zu Bundesgartenschauen sehr anarchisch.

00:03:57: Es heisst auch erst seit siebenundachtzig Berlin internationale Bauerstellung.

00:04:03: Spannend immer wieder in Umbruchzeiten in der deutschen Geschichte.

00:04:07: haben Menschen gefunden, wir brauchen jetzt so etwas wie ein Ventil, ein Sonderformat.

00:04:14: Wir müssen uns diesen Herausforderungen der Zukunft stellen.

00:04:17: Das war bei unserer Großtante, dem Weißenhof auf dem Kielersberg, und unsere IBA jetzt zum hundertsten Geburtstag des Weißenhofs ist angetreten mit dem Anspruch.

00:04:32: diese Frage heute zu beantworten.

00:04:33: Also, wie gehen wir mit Transformation um?

00:04:36: Wie sieht die Welt der Zukunft aus?

00:04:39: Im Gegensatz zu anderen IBAs, die häufig auf Krisen reagierten, Prototypen, IBA, Amster Park im Ruhrgebiet, da hatten die wirklich eine zusammenbrechende Region und haben mit wahnsinnig viel Geld versucht, mit einer IBA so etwas wie einen neuen, eine Zukunft zu finden.

00:04:57: Bei uns war sein Moment der Stärke, des Reichtums auch, muss man sagen.

00:05:03: Wo gewisse Leute das Gefühl hatten, da bräuchte sich was zusammen.

00:05:06: am Horizont der Technologien, verändern sich Autoindustrie, so die ersten Momente des autonomen Fahrens, die Umstellung Richtung elektrisches Fahren.

00:05:17: Und die haben das dann prämtiven Strukturwandel genannt, ein bisschen schräg, der Begriff.

00:05:22: Aber nicht dumm.

00:05:23: können wir dann, wenn das Kind noch nicht im Brunnen liegt, uns mit Innovation neu erfinden.

00:05:29: Das ist so quasi die Aufgabe, die mir da gegeben wurde, im Jahr zwei Tausend Achtzehn.

00:05:35: Und dann muss man ja auch sagen, seit zwei Tausend Achtzehn hat sich ja auch die Welt so ein kleines bisschen verändert insgesamt.

00:05:42: Also vor Corona, vor Baupreisexplosionen, vor den Kriegen und Krisen und der weltweiten wirtschaftlichen Disruption waren die Voraussetzungen wahrscheinlich noch etwas anders ausgerichtet, als man das heute machen würde.

00:06:02: Ja.

00:06:02: Ist das ein bekanntes Phänomen, wo man einfach sagt, ja, damit muss man einfach umgehen im Zuge einer solchen Bauausstellung, einer solchen Veranstaltung, dass sich dann quasi auch die Themen verändern.

00:06:16: Das ist natürlich bei einem Projekt, das auf zehn Jahre angelegt ist, muss man damit rechnen, dass sich die Rahmenbedingungen verändern.

00:06:24: In Großen und Ganzen sind auch viele Dinge, die wir antizipiert.

00:06:29: Also ich bin jetzt kein Wahrsager, aber gewisse Prozesse waren ja auf damals schon absehbar.

00:06:35: Die sind jetzt eingetreten, beschleunigt, also mit Corona hat natürlich niemand gerechnet.

00:06:40: In dem Sinne.

00:06:42: Ich fühle mich auch in einer gewissen Hinsicht bestätigt.

00:06:46: Wir müssen uns ändern.

00:06:49: So richtig wehtut es uns an der Stelle, dass man damals gesagt hat, diese IBA braucht kein Geld.

00:06:55: Wir investieren nicht.

00:06:57: Wir begleiten Prozesse, weil das war der absolute Bauboom in den zehnern Jahren.

00:07:03: Und heute muss ich zugeben, hätte ich an der einen oder anderen Stelle gerne mal drei, vier Millionen Eigenkapital, damit ich ein Projekt so noch über die Ziellinie erschienen könnte.

00:07:13: Das fehlt uns jetzt.

00:07:15: Also auch das hat sich natürlich komplett geändert.

00:07:17: Der ganze Immobilien-Entwicklungsmarkt ist im Prinzip weggebrochen, zusammengebrochen.

00:07:24: Vielleicht auch der Bezug zum Wohnungsbau, bezahlbares Wohnen und so weiter.

00:07:28: Da kommen wir vielleicht gleich noch drauf.

00:07:30: Mich würde erst doch mal interessieren, Wie funktioniert denn die IBA?

00:07:34: Also wie kann man denn die IBA erklären, dass man sie versteht?

00:07:37: und wir sind auch die unterschiedlichen Projekte in der Region Stuttgart angelegt.

00:07:46: Also wie gesagt, jede IBA ist ein bisschen anders aufgestellt.

00:07:50: Häufig sind es Kommunen, Hamburg, Berlin, die sagen, wir wollen die nächsten zehn Jahre, stellen wir unsere Wohnbauprogramme unter diesen Titel, laden internationale Architektur Community ein, sich damit experimentellen oder innovativen Bauprojekten zu beteiligen.

00:08:11: Bei uns war es dieser überhitzte Immobilienmarkt, sehr hohe Ansprüche an die Inhalte, aber eigentlich die Idee, dass sich die IBA in laufende Prozesse einklingt.

00:08:22: Also man muss sich bei uns bewerben.

00:08:25: Das passiert auch immer noch seit Herbst, zwei Tausend, achtzehn.

00:08:30: Und so sammeln wir eine Allianz der willigen Kommunen, private Investoren, häufig Kommunen, die wahnsinnig schwierige Herausforderungen haben, also kleinere Kommunen, riesige Gewerbegebiete, die sind von ihren Strukturen, von ihren Verwaltungsmöglichkeiten da ziemlich gefordert.

00:08:50: und viele haben es auch wirklich gesagt, die IBA war für sie dann so wie ein Anlass, sich an diese Problemgebiete heranzuwagen.

00:09:00: Wir mussten da auch sehr viel lernen, sehr viel unterstützen.

00:09:03: Also Bauerstellung tötet so nett, oder die anderen bauen Häuser und wir stellen sie aus.

00:09:08: So war es dann am Schluss bei den meisten Projekten nicht.

00:09:11: Also mein Team, wir sind zwanzig Leute.

00:09:16: Wir haben da, ich war glaube ich in der vierzigsten Wettbewerbsschirie letzte Woche, also wir haben wirklich versucht, die Dinge auf den Weg zu bringen, kleine Kommunen zu überzeugen, macht doch jetzt einen internationalen, offenen Architekturwettbewert, das kriegen wir zusammen hin.

00:09:33: Das gab es hier vorher nicht.

00:09:35: Und da bin ich auch wirklich stolz drauf, dass wir in der Fläche, hier in der Region Stuttgart, so etwas wie eine Welle, der Auseinandersetzung mit der Region, mit der Zukunft, was ist Gewerbe der Zukunft, so auslösen kann.

00:09:53: Also man muss sich das eigentlich vorstellen, wie ein fortlaufender Prozess, wo auch nach wie vor Themen behandelt werden, Wettbewerbe ausgelobt werden und Ich nehme an, die Regionen oder Städte springen dann auf diesen Überzug auf, weil sie dort auch mit einer Professionalität und wahrscheinlich auch mit einer wirtschaftlichen Förderung rechnen können, richtig?

00:10:17: Also manchmal war die Idee natürlich schon, wir machen jetzt diese Serie von Wettbewerben, wir suchen diese Areale, dann haben wir ein Portfolio, dann entwickeln wir das und im Jahr sieht man dann gebaute Strukturen bei den großen Quartieren, zumindest die erste Bauabschnitte.

00:10:35: Das hat sich jetzt natürlich auch über die wirtschaftlichen Veränderungen ein bisschen aufgelöst.

00:10:40: Viele dieser Quartiere werden sich noch weit in die dreißiger Jahre hinein entwickeln.

00:10:46: Wir machen siebenundzwanzig und Voraustellungsjahr.

00:10:49: Es gibt im Moment eine Diskussion, ob eine weiterführende Begleitung Sinn machen würde.

00:10:54: nach dem Ausstellungsjahr, gab es bei anderen IBAs auch.

00:10:58: Also es gibt bis heute eine IBA Hamburg, das ist eine Planungsabteilung bei der Stadtverwaltung.

00:11:03: Die machen jetzt so die Großprojekte, die Sonderformate der Stadtentwicklung.

00:11:08: Wir orientieren uns mal jetzt vorerst an diesen zehn Jahren und dieser Prozess, also wir bringen Wissen rein, aber ich glaube, das stärkste ist das so.

00:11:19: die Kommunen und drei andere in einen Austausch kommen, weil diese Projekte so plus minus ähnlich getaktet sind, stellen sich überall immer die gleichen Fragen.

00:11:28: Also, wie mache ich einen Wettbewerb?

00:11:30: Welche Energiekonzepte lege ich dem zugrunde?

00:11:34: Mobilität, natürlich ein Riesenthema darauf kommen.

00:11:37: Dann glaube ich noch, wie gehen wir mit diesen Unsicherheiten um?

00:11:41: Und da können wir teilweise Expertise und Fachwisten vermitteln.

00:11:45: Wir haben auch ein ziemlich kompetentes Kuratorium, das wir den Projekten beraten zu verfügen stellen können.

00:11:51: Aber wir können vor allem die Projekte miteinander ins Gespräch bringen.

00:11:54: Also, ich habe das gemacht.

00:11:57: Das hat auch etwas mit der Mutigung, teilweise sogar mit Wettbewerb zu tun.

00:12:01: Wenn die Nachbarkommune das hinkriegt, dann schaffen wir es auch.

00:12:04: Also, wir versuchen da so eine Welle.

00:12:08: Sie haben die Förderung oder das Geld angesprochen.

00:12:11: Gewisse Projekte haben städtebar Förderung gekriegt.

00:12:14: Mit dem Argument, das ist ein IBA-Projekt, also ist es sehr wahrscheinlich nicht völlig blöd, aber es ist nicht der große Hebel.

00:12:25: Der große Hebel ist wirklich dieses sichermutigen und einen gewissen Stolzentwicklung, dass man die Zukunft gestaut hat.

00:12:33: Ich würde noch interessieren, welchen Bezug gibt es denn zur IBA in die er seinerzeit auch in Stuttgart stattgefunden hat mit dem deutschen Wertpunkt.

00:12:44: Das war ja, glaube ich, auch der Beginn überhaupt, der Bauausstellung überhaupt, dieses Format ist einer Bauausstellung.

00:12:50: Und aus dem ist er bekanntermaßen, Sie hatten es schon erwähnt, die Weißenhofsiedlung hervorgegangen.

00:12:56: Gibt es dann Bezug außer, dass man sagt, jetzt, hundert Jahre später machen wir die nächste IWA?

00:13:01: Nein, es gibt natürlich wahnsinnig viele Bezüge und wir beschäftigen uns auch kulturhistorisch mit dem, was damals war.

00:13:09: keine leichte Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, brennende Wohnungsproblematik und auch so eine junge Generation und viel technologisches, das neu war im Bau Esen.

00:13:20: Und auf dem Weißenhof hat man versucht, diese neue Zeit zu antizipieren.

00:13:26: Das war auch viel Streit, also die Entscheidung, dass man nur moderne Architektur zeigt und nicht auch diese traditionelle Schule, die es hier in Stuttgart ja damals schon gab.

00:13:38: Die hat auch sehr viel Ärger ausgelöst, um sogar eine Gegensiedlung, die Kockenhof-Siedlung, nicht ganz so bekannt, ein paar Jahre später, wo dann die Traditionalisten ihre Modelle präsentiert haben.

00:13:51: Für mich geht es aber auch nicht um eine Epoche.

00:13:56: Damals war klar, Funktionstrennung, Technologie, auch sehr top-down Planung.

00:14:03: Der junge Ludwig Mies van der Rohe, es waren ja alles Männer, die da dann quasi der Welt erklärt haben, wie jetzt die Zukunft des Bauerns aussieht.

00:14:12: Und wir feiern in einem gewissen Sinne auch das Ende dieser Epoche jetzt.

00:14:17: Also wir sind überzeugt, dass dass wir an einem ähnlichen Punkt stehen, wo aber auch gewisse Fehler oder gewisse Fehlentwicklungen, die die Moderne ausgelöst hat, im Speziellen dieses Auftrennen der Funktionen, dass wir heute die Chance haben, das in Teilen wieder neu zu denken, anders zu machen, aber schon auch im Zusammenspiel von Technologie, Wissenschaft, Mut, Fortschrittsfreude.

00:14:49: die diesem Land vielleicht an der reinen Ortrahmen Stelle im Moment fehlt, uns kritisch mit dieser Vergangenheit auseinanderzusetzen.

00:14:56: Gibt es denn Projekte, die besonders wichtig sind?

00:15:00: Vielleicht auch in Persönlich und vielleicht auch ein Projekt, das Ihnen besonders am Herzen liegt, jetzt im Rahmen der IBA, siebenundzwanzig, zwanzig, siebenundzwanzig?

00:15:10: Das wissen Sie als Vater, das sagt man nicht, weil das das Lieblingskind ist.

00:15:18: Nein, also für mich als jemand, der jetzt aus der Schweiz auch in diese unglaublich dynamische, auch baukulturell dynamische, also wir haben hier eine unglaubliche Geschichte des Leichtbaus, Freiauto, vielleicht weniger sogar der Architektur als dieses technologischen Teil der Baukunst.

00:15:41: Fernsehturm, Olympia-Stadion, solche Dinge.

00:15:45: Das lebt ja bis heute teilweise an der Hochschule, teilweise aber auch in großen Engineering-Büros, die es bis heute gibt.

00:15:54: Und das dann in Verbindung mit der Produktion.

00:15:58: Ich habe in der Schweiz mich mit der Industrialisierung, mit die Industrie ist weg.

00:16:03: Jetzt, was machen wir da?

00:16:05: Und hier war schon die Faszination und da kämpfen wir auch immer noch drum.

00:16:11: quasi mit der Industrie zusammen das Gewerbegebiet oder die Fabrik neu zu erfinden.

00:16:18: Das ist jetzt dann auch eine Enttäuschung in einem gewissen Sinne aufgrund der wirtschaftlichen Lage.

00:16:25: Im Moment halten da alle die Füße ziemlich still.

00:16:28: Aber ich glaube, wir haben dieses Thema angerissen und dieses Thema wird uns die nächsten zehn, zwanzig Jahre beschäftigen bis zur gesellschaftlichen Frage.

00:16:39: des Reshorings, also gibt Europa wirklich alles auf, was mit Produkten zu tun hat und schneiden wir uns nur noch gegenseitig die Haare und die Region Stuttgart hat für mich das Potenzial da zu einem Gegenbild zu werden, dass gewisse Dinge gerade nicht nur in der Bauwirtschaft, aber auch hier hergestellt werden.

00:17:04: Was könnte das sein konkret?

00:17:06: Also bleibt es dann bei der Automobilindustrie oder gibt es da neue Technologien oder neue Produkte?

00:17:13: Es ist jetzt schon nicht nur die Automobilindustrie und um die Automobilindustrie ist ein Riesenklaster entstanden.

00:17:20: Das ist natürlich Metallbearbeitung, Lasertechnologie, solche Dinge.

00:17:24: Das geht aber weit in die digitale Technologien, dreide Repräsentanz, also da ist zum Beispiel die Filmindustrie in Ludwigsburg entstanden, das hat etwas damit zu tun, dass die natürlich ganz früh eine sehr leistungsfähige Computer hatten, um ihre Prototypen irgendwie zu simulieren.

00:17:46: und dieses Ökosystem in welche Richtung es sich entwickelt, wissen wir alle nicht so genau, aber sicher auch in Richtung Bauwes.

00:17:55: Weil wir haben da eines der ganz großen Probleme, was CO-Zwei-Emissionen Ressourcen Materialien betrifft.

00:18:04: Und das wäre natürlich jetzt meine Utopie in der Geschichte und der Tradition des Leichtbaus so etwas wie ein neues Kapitel schreiben zu können.

00:18:15: Das etwas mit Technologie, mit gesellschaftlicher Gerechtigkeit, mit Ökologie.

00:18:20: Und am Ende des Tages sogar auch mit einem neuen wirtschaftlichen Umfeld.

00:18:27: So, dann wollen wir mal den Philipp Sieber mit einbeziehen in das Gespräch, nämlich ein Projekt, das bereits fertig gestellt ist.

00:18:34: Das Holzparkhaus in Wendlingen, das auch aktuell sehr stark durch die Fachpresse geht.

00:18:42: Philipp, erst mal hört sich das ja gar nicht so ungewöhnlich an.

00:18:47: Ein Holzparkhaus auf den zweiten Blick.

00:18:49: scheint es aber doch eine Innovation zu sein.

00:18:53: Vielleicht erkläre uns doch einfach mal, was hinter diesem Projekt steckt oder vielleicht im ersten Step auch mal, wie seid ihr eigentlich zu dem Projekt gekommen?

00:19:04: Also wir sind zu dem Projekt gekommen, wie wird zu den meisten Projekten kommen, ehrlich gesagt, weil wir als Büro sehr viel für die öffentlichen Herren bauen.

00:19:12: Das heißt entweder über Wettbewerbe oder über VGV verfahren.

00:19:15: Bei dem Parkhaus in Wendlingen im Speziellen sind wir über ein VGV-Verfahren zum Projekt gekommen, die Besonderheit vielleicht ist, dass gar kein Holzparkhaus ausgeschrieben war, sondern ein Parkhaus.

00:19:27: Das Parkhaus steht an einer recht prominenten Stelle, soll ein Mobilitätshub sein, steht nahe eines Bahnhofs, also ein Pendlerparkhaus in Anführungszeichen.

00:19:36: und da unser Büro im Wesentlichen in Holz gebaut und ganz großen Nachhaltigkeitsschwerpunkt hat, haben wir in der Präsentation dem Bauern relativ einfach vorgeschlagen oder die Idee vorgetragen, dass wir Lust darauf hätten, das Parkhaus oder ein Parkhaus in Holz zu bauen.

00:19:56: Und auf die Idee hat sich der Bauherr offensichtlich eingelassen.

00:20:00: Entweder war es die Idee, ein Parkhaus in Holz zu bauen, vielleicht war es auch das Team, mit dem wir uns vorgestellt haben.

00:20:06: Wahrscheinlich war es die Summe der Argumente, die wir aufgeführt haben, die uns erst mal den Auftrag beschert haben.

00:20:12: Im nächsten Schritt mussten wir uns natürlich immer in der Konkurrenz zu konventionellen Parkhäusern sehen und da die Argumente finden, warum das Holzparkhaus oder das Parkhaus aus Holz die bessere Lösung ist.

00:20:24: Ist es denn das erste Holzparkhaus in Deutschland?

00:20:28: Das ist nicht ganz das erste Parkhaus in Holz in Deutschland.

00:20:31: Es gibt noch ein, zwei andere, aber es bleibt wirklich bei den ein, zwei anderen.

00:20:36: Der wesentliche Unterschied ist, dass die ein, zwei anderen Holzparkhäuser, die es schon gibt, in deutlich anderer Dimensionen realisiert wurden, also deutlich weniger groß, weniger Stellplätze.

00:20:45: Und das zweite Alleinstellungsmarkmal ist mit Sicherheit auch, dass das unser Parkhaus komplett im Kreislauf gedacht wurde.

00:20:54: Also auch das ist neu, dass es ein zirkuläres Gebäude ist, das zumindest diesen Gradle to Gradle-Ansatz.

00:21:04: Verfolgt, wie genau habt ihr das umgesetzt oder was bedeutet das denn im Detail?

00:21:10: Grundsätzlich ist es, bauen oder denken im Kreislauf für uns ganz entscheidend, dass man sich überlegt, wo das Material herkommt, wie das Material gewonnen, verarbeitet wird, wie die Baustelle angedient werden kann, wie die Materialien gefüllt werden.

00:21:23: Und dann kommt eigentlich für uns der wichtigste Moment im Kreislauf, nämlich die Phase der Nutzung.

00:21:29: Aus unserer Sicht gilt es, die Häuser so lange wie möglich, bestmöglich zu nutzen und das wiederum bedeutet, dass Häuser anpassungsfähig sein müssen, weil sich die Anforderungen an Gebäude von Zeit zu Zeit verändern werden und je besser sich ein Haus anpassen kann, desto länger bleibt es in der Nutzungsphase.

00:21:48: Dass das Gebäude am Ende seines Nutzungszyklus ist, wenn es schon verschiedene Nutzungen im besten Fall mitgemacht hat, wieder rückbaubar sein muss, ist für uns eine relativ einfache Festverständlichkeit.

00:22:01: Denn Ressourcen im Allgemeinen sind kostbar und sind in aller Regel endlich.

00:22:07: Beim Holz ist es ein bisschen anders als nachwachsender Rohstoff.

00:22:10: Aber dennoch sollte man versuchen, alle Baustoffe, alle Elemente, die wir verbauen im Kreislauf, solange wie möglich im Kreislauf zu behalten und auch nach dem Lebenszyklus weiter verwenden zu können.

00:22:24: Jetzt habt ihr aber Ich sage mal, nicht nur kreislauffähig gedacht, sondern habe sicherlich auch besondere Anforderungen an die Tragonstruktion, an den Brandschutz gehabt.

00:22:35: Was bedeutet das konkret?

00:22:38: Also wurden da irgendwelche nachwachsenden Leimholzbinder dann nachträglich noch mit einem Brandschutzanstrich versehen oder was?

00:22:48: Wie kriegt man den Brandschutz in den Griff?

00:22:51: Zum Glück haben wir das nicht gemacht.

00:22:52: Also für uns ist beim Holzbau ganz, ganz wichtig, dass das Holz in Anführungszeichen nicht nur das freie Material für die Tragkonstruktion ist, dass das dann am Ende, egal auf welcher Seite, ob nach außen oder zum Innenraum verkleidet wird, aus welchen Anforderungen auch immer.

00:23:09: Und so wird man oder sieht man das Haus auch heute vor Ort.

00:23:13: Also das Holz ist ein absolut allgegenwärtiger Werkstoff, den wir an dem Haus vor dem Haus im Haus erleben.

00:23:20: Und das ist für uns auch wichtig.

00:23:22: Erstens, um positiv mit dem Holz nach außen zu werben, das ist vielleicht der erste positive Effekt.

00:23:28: Das spielt sich auch im Gebäude selbst ganz, ganz klar wieder.

00:23:31: Also ich kenne kein anderes Parkhaus, in dem man ein solches Raumgefühl hat oder eine solche Atmosphäre wie ein wendlingem Holzparkhaus.

00:23:39: Zum einen und zum anderen ist es natürlich auch eine Frage der Kreislauffähigkeit, wie ich das Holz schütze oder bearbeite, verpacke oder eben nicht verpacke.

00:23:49: Wenn ich mir vorstelle, dass ich das Holz mit einem Brandschutz anstrich oder eine Gipskartonverkleidung oder so was einpacken müsste, dann geht das Holz erstmal verloren in seiner atmosphärischen Wirkung.

00:24:02: Und zum anderen gehen dann die Baustoffe in eine Verbindung ein, die so einfach nicht mehr voneinander Sorten rein trennen kann.

00:24:11: Das heißt, die Kreislauffähigkeit ist mehr oder weniger sofort dahin.

00:24:14: In Wendlingen funktioniert das wie auch sonst im Holzbock.

00:24:18: relativ einfach über den Abbrand.

00:24:20: Das bedeutet, dass die Träger die Stützen klein wenig überdimensioniert sind.

00:24:26: Das heißt, sie können eigentlich mehr tragen als sie tragen müssten, allein vom Querschnitt.

00:24:32: Aber im Brandfall wäre es so, dass durch das Feuer das Holz rundum verkohlt, wo das Feuer angreift.

00:24:39: Und durch dieses Verkohlen wird eben ein Schutzmantel rund um den noch für das Tragwerk erforderlichen Kambelsholzes gebildet.

00:24:47: mich würde auch interessieren.

00:24:48: Also das hört sich jetzt so an, als sei es Baukonstruktiv und Brandschutztechnisch einfach relativ einfach in den Griff zu kriegen.

00:24:58: Es ist ja auch ein nicht beheiztes Gebäude.

00:24:59: Es ist ein offenes Gebäude.

00:25:03: Nichts für den dauerhaften Aufenthalt und so weiter konzipiert.

00:25:06: Also das macht sicherlich ein bisschen einfacher.

00:25:10: Aber ihr habt ja auch eine Nachnutzung.

00:25:13: für dieses Parkhaus angedacht, was total ungewöhnlich ist.

00:25:18: Ihr habt hohe Geschossdecken ausgeführt, die auch später eine Nutzung als Aufenthaltsfläche ermöglichen, wohnen und arbeiten beispielsweise.

00:25:35: Wie konntet ihr das quasi umsetzen?

00:25:38: Und ich könnte mir vorstellen, du hast das eben angedeutet.

00:25:42: Ihr musstet auch in den Wettbewerb gehen, quasi mit konventionellen Parkhouse-Konzepten.

00:25:49: Wie konntet ihr euch da durchsetzen, weil ich mir doch auch vorstellen kann, dass das Ganze auch noch zusätzlich verteuert hat?

00:25:58: Das waren jetzt ganz, ganz viele Aspekte.

00:26:00: Ich versuch mal beim ersten zu starten und hange mich dann durch, wenn ich einfach gestern sage, bitte nochmal Bescheid.

00:26:05: Das erste, was ich erwähnt habe, war der Punkt, dass das Haus ja ein kaltes, unbeheiztes Haus ist.

00:26:10: Das spielt uns natürlich ein Stück weit in die Karten.

00:26:13: Wir müssen keine hochwarne, dämmende Hülle rund um das Haus bauen, die womöglich aus vielen Schichten besteht und die im schlimmsten Fall vielleicht auch nicht sottenrein trennbar wäre.

00:26:23: Das ist günstig für die Kreislauffähigkeit an der Stelle natürlich.

00:26:28: Gleichzeitig ist es, dass das Haus offen ist und dass das PKWs in das Haus fahren, die auch Wasser oder Salzwasser, was auch immer mit in das Haus eintragen, ist es nicht mehr ganz so einfach.

00:26:41: Also der größte Feind des Holzes ist nicht, wie oft vermutet, des Feuer, sondern ist eigentlich das Wasser und vor allem das Wasser in Kombination mit Salz.

00:26:50: Das heißt, wir müssen die Konstruktion an verschiedenster Stelle vor äußeren Witterungseinflüssen schützen.

00:26:56: Das ist zum einen ein Teil der Stützen.

00:26:59: Also das Haus hat, wenn man so möchte, drei verschiedene Fassaden.

00:27:02: Das ist zum einen eine Gläserne Fassade, die das Parkhaus und die dahinter liegende Konstruktion schützt und zum anderen eine ordene Fassade bzw.

00:27:10: durch ein Ranggerüst begrünte Fassade.

00:27:13: An der Stelle ist die Konstruktion von außen bewittert und muss natürlich gegen den Regen geschützt werden.

00:27:20: Das machen wir auch ganz in unserem Sinne eigentlich so einfach.

00:27:25: und effizient wie nur möglich, denn wir haben eine Bretterschalung dreiseitig um die bewitterten Stützen gelegt.

00:27:30: Ich glaube günstiger und einfacher könnte man die Stützen nicht schützen.

00:27:35: Einfacher könnte man diese Schutzschicht auch nach X Jahren nicht austauschen, wenn sie vielleicht mal rode wird und die Stütze drunter aber noch bestmöglich geschützt ist.

00:27:44: Das zweite Thema war dann das Thema der Nachnutzung.

00:27:47: Das ist wie vorher schon gesagt, wenn wir im Kreislauf denken, für uns eigentlich der wichtigste.

00:27:53: Punkt im Kreislauf, den Nutzungsdauer an sich.

00:27:57: Wir hatten verschiedenste Anforderungen, die uns ermöglicht haben, die hohen Geschosshöhen zu bauen.

00:28:03: Die Geschosshöhe ist eigentlich das Wichtigste, wenn man sich Parkhäuser im Konventionellen vorstellt, in denen wir parken, dann sieht man an der Einfahrt immer das berühmte Schild mit den zwei Metern zehn maximaler Fahrzeughöhe.

00:28:14: Dann wird es gefährlich, wenn man höher ist.

00:28:16: Zwei Meter zehn und Wohnungsbau oder zwei Meter zehn und Nachnutzung im Allgemeinen passt nicht zusammen.

00:28:21: Wir brauchen einfach höhere Raumhöhen, lichte Raumhöhen, um vernünftig wohnen oder arbeiten zu können, wenn der PKW weniger auf den Straßen unterwegs ist und wir vielleicht in Zukunft etwas mehr mit öffentlichen Verkehrsmitteln.

00:28:33: unterwegs werden.

00:28:35: Und das ist ja so.

00:28:35: der Gedanke, den vielleicht auch der Mobilitätsamt an der Stelle hat, dass im Moment die Pendler das Fahrzeug im Parkhaus abstellen, auf die Bahn umsteigen und hoffentlich passiert das zukünftig noch deutlich mehr, dass wir im Parkhaus nicht mehr alle fünf Geschosse mit PKWs belegen müssen, sondern vielleicht Stück für Stück das oberste oder das weit oberste Geschoss mit einer anderen Nutzung belegen können.

00:28:56: Durch die Geschosse, die wir haben, nämlich im Unterenträger von zwei Meter fünfundsechzig, haben wir eine lichte Raumhöhe, die wohnen oder arbeiten, mit Leichtigkeit zulässt.

00:29:08: Um so eine Geschosshöhe bauen zu können, braucht man natürlich ein kleines Stück weit mehr Material.

00:29:13: Wir bauen ja eigentlich mehr Volumen als notwendig, könnte man kritisch anmarken.

00:29:17: Allerdings hat der B-Plan an der Stelle eine gewisse Gebäudehöhe gefordert, weil am Grundstück eine Hochstrafe vorbeiläuft, die sehr frequentiert ist.

00:29:28: Und hinter dem Parkhaus soll zukünftig das Otterareal entstehen, in dem gewohnt und gearbeitet wird.

00:29:35: Und das Parkhaus stellt an dieser Stelle eben so eine Schanierwirkung da, beziehungsweise stellt eine Barriere gegen die Emissionen, die von den Pkw ausgehen da.

00:29:45: Dementsprechend musste das Haus eine gewisse Mindesthöhe einhalten oder erreichen.

00:29:50: Und innerhalb dieses hohen Baufensters, sozusagen, konnten wir dann die Ebenen einordnen und sind so auf die notwendigen Geschoffshöhen gekommen.

00:29:59: Das ist das eine.

00:30:00: Das andere ist besonders eben so, also mindestens eben so wichtig ist die Belichtung, die man später garantieren muss.

00:30:07: Parkhäuser, egal ob unter der Erde, da ganz besonders einfach, vor allem auch oberirdisch, sind alles andere als freundlich oder hell und grundsätzlich nahezu immer schlecht belichtet.

00:30:18: Das

00:30:18: liegt in der Natur der Sprache, nehme ich an.

00:30:20: Die Parkhäuser sind meistens super effizient.

00:30:22: organisiert und haben dementsprechend eine relativ große Gebäudetiefe.

00:30:26: Dementsprechend wird es mit jedem Meter, den ich tief ans Haus gehe, dunkel.

00:30:31: Das Parkhaus in Wendlingen ist von der Grundriskeometrie ein Oval oder ein Rechteck mit runden Ecken.

00:30:38: Das ist zum einen entspricht es natürlich der Bewegungsrichtung des PKWs.

00:30:42: Der PKW steht auch nicht im neunzig Grad Winkel um die Kurve, sondern hat immer eine runde Bewegung.

00:30:47: Zum anderen ist das Wundehaus natürlich wesentlich effizienter.

00:30:51: Wir haben vom Grund, das muss man sich so vorstellen, dass wir zentral die Rampenanlage haben, die durch das Haus nach oben führt und rund um die Rampenanlage orientieren sich dann, orientiert sich die Fahrspur und die hat beidseitig Stellplätze.

00:31:04: Das Haus ist also maximaleffizient gestaltet.

00:31:09: Und die Rampenanlage ermöglicht uns jetzt, dass wir nicht nur die große Fassadenfläche außen rund um das Haus haben, um nicht ins Gebäude zu bringen, sondern wenn wir das Oberste geschossen nicht mehr benötigen, dann können wir die decken Elemente über der Rampenanlage herausnehmen und genauso auch die letzte Rampe, die das dort mit dem fünften Geschoss verbindet.

00:31:30: Und dadurch halbieren wir mindestens die Gebäude tiefer und bekommen das Licht nicht mehr von zum Beispiel Osten und Westen in das Haus, sondern eben auch aus der Mitte des Hauses heraus.

00:31:42: Und somit sind alle Weichen gestellt, um das Haus zu einem späteren Zeitpunkt sehr gut umnutzen zu können.

00:31:49: Also sind schon viele, viele Aspekte, die einfach berücksichtigt wurden und die auch tatsächlich einen schrittweisen Umbau oder eine schrittweise Transformation des Gebäudes, eine Nutzungserweiterung tatsächlich ermöglichen.

00:32:03: Mich würde jetzt noch konstruktiv interessieren, wie sind die Decken ausgeführt?

00:32:07: Also die Decken sind im Prinzip super schlank.

00:32:10: Das ist eine ganz schlange Holzplatte, die auf den Trägern auflegt.

00:32:13: Und auf der Holzplatte ist dann ein Guss Asphalt verlegt.

00:32:18: Da gibt es die Besonderheit, der Gussassfall wird natürlich heiß eingebaut.

00:32:22: Da gilt es, das Holz zu schützen und vor allem gilt es, da eben auch die Materialien zu einem späteren Zeitpunkt wieder sortendrein brennbar auszuführen.

00:32:32: Das heißt, in unserem Fall haben wir zwischen der Holzschicht und der Gussassfallschicht.

00:32:37: Zwei Abdichtungsbahnen verlegt, die aber auch nicht geschweißt, sondern getackert und lose verlegt sind, aufgebracht, sodass wir diese Bauteile eben zu einem späteren Zeitpunkt auch wieder Sorten rein trennen können.

00:32:49: Und die Gussasfalschicht, die ist so dicht, dass sie gar kein Wasser durchlässt.

00:32:55: Das heißt, also rein theoretisch wären die Abdichtungsbahnen nicht notwendig, weil der Gussasfalt so... absolut wafferdicht ist.

00:33:02: Die Abdichtungsbahnen sind nur da, um das Holz während der Bauphase zu schützen, egal ob vor Regen, solange das das Dach noch nicht auf dem Haus ist, oder aber vor dem heiß eingetragten Gussersfalt.

00:33:12: Ein anderer Vorteil ist ja auch, jetzt im gesetzten Fall der Gussersfalt bekommt irgendwo ein Risschen oder ein Löchchen irgendwo drin Wasser ein, das Wasser durchdringt auch die Abdichtungsbahnen.

00:33:23: geht dann ins Holz.

00:33:24: Ist ebenfalls absolut kein Problem, weil die Holzdecken von unten sichtbar sind.

00:33:28: Also alles Holz, was verbaut ist, in dem Haus ist auch sichtbar.

00:33:31: Das heißt, sobald der Wasser irgendwo durchgehen würde, könnte man das im Geschoss runter kurz darauf sehen und könnte dann direkt reagieren.

00:33:40: Hätten wir jetzt alles brandschutztechnisch verkleidet, würde dieses Problem irgendwann später aufpoppen, zu einem Zeitpunkt, an dem es vielleicht schon zu spät ist, beziehungsweise sehr große Eingriffe erfordern würde.

00:33:51: Super, vielen Dank für diese Infos, Philipp.

00:33:54: Herr Hofer, Sie würde ich gerne noch fragen, das Holzparkhaus in Wendlingen ist, glaube ich, eines der ersten Projekte, die fertiggestellt wurden.

00:34:05: Welche Rolle spielt das in dem Gesamtprojekt über siebenundzwanzig?

00:34:10: Ist das so ein Meilenstein, der damit erreicht wurde?

00:34:16: Also ich habe ja am Anfang erklärt, dass wir bei ganz vielen Projekten so beigezogen wurden, weil man in einer gewissen Ratlosigkeit oder Überforderung vielleicht auch Unterstützung gesucht hat.

00:34:28: Beim Parkhaus in Wendlingen war das nicht so, also diese Entwicklung.

00:34:32: Wir hatten zwar mit dieser Kommune schon an verschiedenen Stellen zu tun, da ging es eher um andere Areale, aber dieser Prozess, wie das Parkhaus entstand, der war jetzt nicht durch die E-Ball initiiert, sondern plötzlich stand, da beziehungsweise kamen Herr Manbosch auf uns zu und haben gesagt, das wäre doch was Spannendes.

00:34:53: Das passiert uns im Moment an verschiedenen Stellen.

00:34:55: Ich finde das auch eine gute Ergänzung.

00:34:57: Also wir haben diese Projekte, die mit sehr stark konzeptionellem Hintergrund mit der IBA zusammen entwickelt wurden.

00:35:05: Und daneben gibt es natürlich eine Bauwelt, in der auch andere Leute aus verschiedensten Gründen im Moment Dinge infrage stellen.

00:35:14: diese beiden Welten zusammenzunehmen und sieben Jahre, sieben und zwanzig zu präsentieren.

00:35:18: Man muss da dann präzise sagen, was man wo gemacht hat, aber das wird ja auch keinen Besucher dieser Bauausstellung interessieren, welcher Prozess jetzt genau hinter dieser Innovation stand.

00:35:30: Ich wollte das einfach mal so präzise auf den Tisch legen.

00:35:34: Wenn Sie mich oder wenn Sie jemanden auf der Straße fragen, internationale Bauausstellung, was willst du da sehen, dann kommt vermutlich nicht zuerst Barkhaus.

00:35:43: dann kommt vermutlich zuerst Museum oder Leuchtturm-Architektur oder irgendetwas Verrücktes.

00:35:50: Das waren Liebas eigentlich nie.

00:35:53: Liebas haben sich immer sehr stark mit sozialen, lebensweltlichen Wohnfragen auseinandergesetzt.

00:36:01: Dass jetzt dieses Mobilitätsthema so noch dazu kommt, ist ein sehr spannendes Zeichen der Zeit.

00:36:08: Also wir stoßen mit den bestehenden Konzepten.

00:36:12: an ganz vielen Stellen, an physikalische, ökonomische Grenzen.

00:36:17: Also die Leute können sich Autos leisten.

00:36:20: Damals beim Weißenhof gab es, glaube ich, eine Garage und das hatte gar nicht mehr mein Auto, weil das war einfach zu teuer.

00:36:27: Mittlerweile hast du eins oder zwei, dann sind halt im Untergeschoss die Flächen immer größer geworden.

00:36:33: Wenn ich mit einer gewissen Dichte baue, ist Parzelle vollständig versiegelt und unterkehlt mit einer Tiefgarage.

00:36:40: Sie kostet wahnsinnig viel Geld.

00:36:43: Sie erschießt mir einfach von Anfang an jeden Gedanken über Wasserversickern, grün-blaue Infrastruktur, große Bäume, Pflanzen.

00:36:54: Und sie ist in der aktuellen Kostensituation eigentlich nicht mehr finanzierbar und sie ist nicht reversibel.

00:37:01: Ich kriege die nie mehr aus dem Boden raus und sie braucht einfach mal, bevor ich mit der ersten Wohnung beginne, habe ich schon mal vierzig Prozent des CO²-Fußabdrucks eines Gebäudes investiert oder verloren.

00:37:16: Und jetzt kann man natürlich eine ideologische Diskussion führen.

00:37:20: Autofahren ist böse, das ist hier in der Region schwierig und vielleicht auch falsch.

00:37:27: Aber die Antwort dazu finden, dass wir jetzt auf dieses aktuelle Bedürfnis und diese aktuelle Realität reagieren, mit einem klugen Haus, dass dieses CO²-Thematik massiv entschärft darüber, dass es eben wegen oben sich entwickelt und dann erst noch so eine eingebaute Zukunft hat, sei es über die Demontierbarkeit oder über die Konvertierbarkeit.

00:37:54: Das ist eine sehr kluge Antwort auf ein Problem, das wir im Moment gesellschaftlich noch nicht so ganz einordnen können.

00:38:03: Das ist das im zehn, zwanzig Jahren präsentiert.

00:38:06: Und da wird es natürlich hoch interessant, wenn wir über Lebensdauern von hundert oder zweihundert Jahren reden.

00:38:12: Wir haben eine Ahnung, wie unsere Gesellschaft in dreißig Jahren aussieht.

00:38:17: Muss man jetzt einfach mal sagen, nicht nur wegen KI, da passieren im Moment unrische Transformationen.

00:38:23: unvorstellbaren Ausmaßes.

00:38:26: und da ist natürlich jede Idee, die sich nicht auf eine mögliche Zukunft festlegt, sondern die Zukunft in einem Möglichkeitenraum denkt, extrem hilfreich und überwürdig, sage ich jetzt mal, im Sinne des Anspruchs darüber nachzudenken, wie wir in dieser Gesellschaft Zukunft vorbereiten können.

00:38:50: Wir sind in der aktuellen Baugesetzgebung, wir haben über Feuerpolizei gesprochen.

00:38:54: Eine IBA kann das nicht aushebeln.

00:38:56: Und das sind natürlich solche clevere Strategien, wie man trotz aller Einschränkungen etwas völlig neu denken kann.

00:39:05: Sehr hilfreich, sehr willkommen und vermutlich auch wegweisen.

00:39:08: Da schauen ja jetzt auch alle hin.

00:39:10: Was uns aber wahrscheinlich auch in dreißig Jahren noch erhalten bleibt, ist, dass wir irgendwo wohnen müssen.

00:39:16: Und Sie haben es gesagt, die IBA war immer, hatte immer das Wohnen als eines der vorrangigen Themen.

00:39:26: Wie sieht es denn mit dem Wohnungsbau aus?

00:39:29: Also ist es denn möglich, jetzt im Rahmen der IBA-Projekte überhaupt bezahlbares Wohnen zu realisieren, den sozialen Anspruch zu erfüllen oder liegt es auch momentan komplett brach?

00:39:42: Wir werden in dreizig Jahren nicht mehr wohnen.

00:39:45: Wohnungsbau gibt es nicht mehr in dreizig Jahren.

00:39:49: Weil Wohnungsbau gibt es nur, weil wir Wohnen und Arbeiten getrennt haben vor hundertfünfzig Jahren, weil wir die Fabrik erfunden haben als reinen Arbeitsort.

00:39:58: Und die alles, was im Moment technologisch sich abzeichnet am Horizont, wird uns ermöglichen, die Fabrik nicht alle, aber die meisten Fabriken neu zu denken und damit wird auch das Wohnhaus verschwinden.

00:40:15: Wir glauben, und das ist eine der Kernthesen und ein Learning vielleicht auch aus der Auseinandersetzung mit technologischen Entwicklungen, mit Gewerbegebieten übrigens auch, die größte Ressource für die Stadt der Zukunft bin ich mittlerweile absolut überzeugt.

00:40:31: Wir glauben, dass die Stadt der Zukunft eine Stadt ist, in der wir nicht mehr über Wohnen und Arbeiten reden, sondern über Tätigkeiten im weitesten Sinne, auch über soziale Tätigkeiten, über über Intensitäten, über Alltagsleben, über Carearbeit und dass sich diese Dinge komplett erlösen werden.

00:40:51: Ein Argument mehr, die beide Strukturen zu schaffen, wie das können.

00:40:58: Also das heißt, Sie sagen, in dreißig Jahren wird es kein Wohnen mehr geben in der Form, wie wir es heute kennen, sondern es gibt Lebensräume, in denen sich alle Tätigkeitsformen oder Aktivitätsformen Überlagern oder Vereinen?

00:41:17: Genau, wir haben das ja bei Corona ganz penal schon ein bisschen gelernt oder machen es jetzt ja auch.

00:41:24: Man schaltet sich zusammen, man ist hoch flexibel, hoch mobil.

00:41:28: Eingestreut, in das wird es weiterhin Funktionen geben, es wird weiterhin Landwirtschaft geben.

00:41:35: Es wird weiterhin vielleicht die eine oder andere große Logistikhalle geben.

00:41:41: Wir sind ja nicht naiv.

00:41:43: Es ist keine Retrovision, die ich jetzt hier formuliere.

00:41:47: Es wird weiterhin vielleicht auch die spezialisierte Fabrik geben, wo die wirklich großen Teile gegossen werden.

00:41:53: Da will ich nicht rein.

00:41:55: Aber ein ganz großer Teil dessen, was wir heute aus Produktion bezeichnen, gerade hier in dieser hochtechnisierten Region, das wird Prototyping, Engineering, wenn Sie sich anschauen, wie viel über Software gesprochen wird in der Automobilindustrie im Moment, das muss ja auch jemand programmieren und alle diese Tätigkeiten werden wie einen dritten Raum schaffen, den ich hochspannend finde, der sich eben nicht mehr dem eindeutig dem Wohnen oder dem Arbeiten zuordnen lässt.

00:42:27: Das müssen wir auch machen, weil wir sonst zu viele Häuser wegschmeißen müssen.

00:42:32: Was passiert im Moment im Büromarkt?

00:42:34: Also wenn sich die Büroarbeitswelt verändert, dann kannst du diese Gebäude, die kann man nicht in Wohnungen umbauen, ist viel zu teuer.

00:42:42: Also die meisten, das heißt wir brauchen Häuser, die viel robuster mit Unsicherheit umgehen können.

00:42:50: Was man schon mal gemacht hat, in der hundertfünfzigjährigen Textilfabrik.

00:42:55: kann ich problemlos wohnen, dass wir dreienweise produziert.

00:42:59: Machen Sie das mal im sechziger Jahre optimierten modernistischen Wohnblock.

00:43:05: Machen Sie da mal Produktion rein, da scheitert sie bei der ersten tragenden Wand.

00:43:09: Was ich sagen wollte ist, ich glaube, wir sollten uns noch mal zu einem weiteren... Podcast verabreden, weil das ein extrem spannendes Thema ist, was natürlich auch, ich sage, sehr zukunftsorientiert und sehr visionär ist und in das es sich sicherlich lohnt, noch mal tiefer reinzuschauen.

00:43:29: Für den Moment danke ich Ihnen aber ganz herzlich Andreas Hofer von der IBA-Siebenundzwanzig Stadtregion Stuttgart und auch dir, Philipp Sieber von Hermann Bosch Architekten aus Stuttgart.

00:43:40: Vielen herzlichen Dank.

00:43:42: Ich bedanke mich.

00:43:43: Sehr gerne.

00:43:44: Vielen Dank für die Einladung.

00:43:45: Und das war's für heute.

00:43:46: Das Heinze Klimafestival rückt näher.

00:43:48: Es

00:43:49: wird euch wahrscheinlich schon ein bisschen nerven, dass ich das jede Folge sage.

00:43:54: Aber gerade jetzt... ist es natürlich so, dass man sagen kann, es wird Zeit, sich anzubilden, wenn man denn hinkommen möchte, was wir doch alle hoffen.

00:44:03: Am neunzehnundzwanzigste November findet es nämlich schon statt.

00:44:05: Wie gewohnt in der Station in Berlin.

00:44:08: Den Link zum Programm und zur Anmeldung findet ihr in den Show Notes.

00:44:11: Ich freue mich, wenn ihr beim nächsten Mal wieder rein hört.

00:44:14: Lasst uns gerne eine Bewertung da.

00:44:16: Ich sage das auch immer wieder, weil eine Bewertung wirklich den Podcast unterstützt.

00:44:20: Vielen Dank an alle.

00:44:22: die eine Bewertung abgeben.

00:44:23: Habt eine schöne Zeit.

00:44:38: Tschüss.

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