#188 – Lisa Gerth, WIA Festivalleitung: Mehr als Sichtbarkeit – Das WIA25 und der lange Atem der Veränderung
Shownotes
260 Formate, 16 Bundesländer, 10 Tage – Women in Architecture Festival 2025 hat Maßstäbe gesetzt. Lisa Gerth, die das WIA25 gemeinsam mit Małgorzata Gedlek leitete, erzählt im Architekturfunk von der Idee, der Entwicklung und der Vision hinter dem bundesweiten Festival zur Sichtbarkeit von Frauen in der Architektur, Stadt- und Freiraumplanung. Im Gespräch wird deutlich: Es geht nicht nur um Sichtbarkeit, sondern um strukturellen Wandel, Netzwerke, neue Allianzen zwischen Generationen – und um langfristige Verankerung. Lisa Gerth spricht offen über ihre Motivation, über Diversität, Wikipedia-Workshops und über die Frage, warum feministische Perspektiven in der Baukultur alle angehen – nicht nur Frauen. Und sie verrät, warum das Festival für sie mehr ist als ein Job: ein Möglichkeitsraum, eine Bewegung – und eine Marke mit Zukunft. Warum sie trotz aller Erschöpfung schon wieder Lust auf das nächste Festival hätte – und was sie sich für die Zukunft des WIA wünscht, erzählt sie in dieser Episode. wia-festival.de bak-wia25-presse urania.de/event/wia25-summit wia-festival.de/event/bcb-womxn-black-womxn-in-the-building-industry wia-festival.de/event/ wia-festival.de/veranstalter/deutsches-farbenzentrum-e-v wikipedia.org/wiki/WIA_2025 architektour.heinze.de klimafestival.heinze.de
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00:00:03: Architekturfunk, der Heinze Podcast.
00:00:06: Herzlich willkommen zum
00:00:07: Heinze Architekturfunk,
00:00:08: Episode onehundertundachtzig, am
00:00:11: achtzehnten September, zweitausendfünfundzwanzig.
00:00:13: Mein Name ist Kerstin Kuhnighardt und heute spreche ich mit Lisa Gert.
00:00:18: Und zwar blicken wir zurück zum Via-Festival, das Via-Fünfundzwanzig, das im Juni stattgefunden hat, bundesweit.
00:00:26: Dort habe ich Lisa Gert
00:00:28: kurz
00:00:28: vor der Abschlussveranstaltung, also wirklich
00:00:30: kurz bevor
00:00:31: es losgegangen ist, in der Urania noch interviewen können.
00:00:34: Deshalb geht es heute etwas kürzer und knackiger zu im Gespräch.
00:00:38: Wir steigen ein.
00:00:39: Herzlich willkommen im Heinz-Architektur-Funk, Lisa Gert.
00:00:42: Du bist mit Mogujata Getlek zusammen, Doppelspitze im Via-Festival-Team.
00:00:49: Ihr leitet das Via-Festival-Büro.
00:00:52: und vertreten seit Mai,
00:00:56: das bundesweite
00:00:57: Women in Architecture Festival nach außen in der Architektenkammer
00:01:00: Berlin.
00:01:01: Das VIA-Fünfzwanzig, so wie es heißt, setzt sich für die Sichtbarkeit von Frauen in Architekturstadt und Freiraumplanung sowie Baukultur ein, mit dem Ziel, Gleichstellung und Diversität in der Planungswelt zu stärken.
00:01:13: Und zwar lief das bundesweit über zehn Tage mit über zweihundertsechzig Formaten in sechzehn Bundesländern.
00:01:20: Warum?
00:01:21: Ist das Via Festival dir wichtig?
00:01:23: Warum bist du schon dabei?
00:01:24: Ganz an der Spitze der Organisation.
00:01:28: Die Länderkammern haben ja alle zusammen beschlossen, das Via-Festival durchzuführen und haben dementsprechend auch eine ziemlich große Power.
00:01:36: Und in Zeiten, wo Kulturförderung immer weiter gekürzt werden, empfinde ich es als total toll, dass ein Festival, was erst mal sich zur Aufgabe gemacht hat, andere Akteurinnen zu bestärken und zu empowern, von diesen Kammern durchgeführt wird.
00:01:52: Was hat dich motiviert dazu, dich dafür stark zu machen?
00:01:56: Also ich komme ja noch ganz frisch aus dem Studium.
00:01:58: Ich habe gerade meinen Bachelor abgeschlossen und ich habe das Erstmann der Lehre erlebt, dass wir da eigentlich fast nur männliche Professoren hatten und dass gerade auch in der Architektur Geschichte und Theorie eigentlich nur über Männer gesprochen worden ist.
00:02:12: Und wenn man über Frauen hört, dann ist es ganz häufig irgendwie eine Frau, die mal eine Küche gestaltet hat oder so.
00:02:17: Es gibt dann Sonderrollen, wo Frauen dann rein dürfen, aber so richtig die großen wichtigen Sachen, die gibt es da nicht.
00:02:23: Natürlich gucken wir uns auch an, wer gewinnt.
00:02:25: der Pritzker-Preis.
00:02:26: Auch da gibt es nur eine Frau, die den Pritzker-Preis alleine gewonnen hat.
00:02:30: Ich glaube, vier oder fünf weitere, die das auch im Team gemacht haben.
00:02:34: Also da bin
00:02:35: ich jetzt.
00:02:35: Zwei, glaube ich.
00:02:36: Zwei oder drei.
00:02:37: Ja, das kann sein.
00:02:40: Genau, Zahra-Hendit nennen wir sie mal beim Namen und genau, Schütteli Horski, Margarete Schütteli Horski mit der Küche.
00:02:46: Weil genau das Problem haben wir ja immer, dass Frauen immer nicht beim Namen genannt werden, sondern eben die mit der Küche und die eine mit dem Pritzker-Preis.
00:02:53: Du hast total recht.
00:02:55: Ja, ihr beide koordiniert das Festival als Doppelspitze.
00:02:59: Wie bist du zum BIA-Festival gekommen?
00:03:01: Das war ein Zufall.
00:03:02: Und zwar hat ein Freund mir über Instagram eine Kachel geschickt und ich habe mir das dann angeguckt.
00:03:07: Ich habe mir das auch via Vier und Zwanzig angeguckt.
00:03:09: Ich kannte das tatsächlich gar nicht.
00:03:12: Also das Via-Festival hat ja schon einmal in Berlin stattgefunden, nochmal zum Kontext für alle, die es vielleicht nicht wussten.
00:03:18: Und wir sind jetzt das erste Mal bundesweit und war total begeistert von dieser Initiative und bin da reingestolpert erst mal als Werkstätin, während ich meine Bachelor-Thesis geschrieben habe und wurde denn Gott sei Dank übernommen und darf das jetzt mit meiner Kollegin machen und das macht großen Spaß.
00:03:34: Das glaube ich.
00:03:35: Seit vierundzwanzig leitet ihr das.
00:03:38: Wie war jetzt die Zeit bis jetzt?
00:03:39: Wir sitzen hier gerade
00:03:40: in der Urania
00:03:41: beim Summit.
00:03:43: Wie war die Zeitspanne jetzt von Anfang bis jetzt?
00:03:46: Ja, die Zeit war total aufregend, vor allem weil sich die Arbeit total gewandelt hat.
00:03:50: Also diese erste Hälfte des Festivals haben wir eigentlich nur versucht, Akteurinnen zu akquirieren.
00:03:56: Also meine erste Aufgabe war es eigentlich, eine Exeliste auszufüllen und zu gucken, wen kann ich anschreiben, deutschlandweit.
00:04:01: Wir als Berliner Kammer haben natürlich ein Berliner Netzwerk, aber kein deutschlandweites Netzwerk.
00:04:05: Und jetzt die zweite Hälfte war das gegenteilige Problem, eigentlich das schönere Problem, dass wir diese ganzen Anmeldungen, die wir bekommen haben, irgendwie verwalten mussten.
00:04:15: Anfang des Festivals Ziele gesteckt.
00:04:17: Unter anderem wollten wir die Sichtbarkeit von Frauen in der Architektur erhöhen.
00:04:21: Wir wollten aber auch einen generationsübergreifenden Diskurs herstellen, was für mich auch als junge Stimme im Festival, was so ein bisschen meine Rolle ist, total toll war, dass wir das geschafft haben.
00:04:31: Also wir haben viele Veranstaltungen gehabt, wo wirklich kollektive, ständische Kollektive und Universitäten mitkammern zusammengearbeitet haben, also wo sich wirklich über die Institutionen und die Generationen Netzwerke gegründet haben.
00:04:43: Und das ist etwas, was dass mich persönlich auch total antreibt, dass wir da individuelle, einzelne, junge Frauen, irgendwie Frauensternchen, marginalisierte Stimmen eigentlich verknüpfen können mit kraftvolleren Akteuren, die sie dann auch helfen können.
00:04:59: Ja,
00:04:59: und weil du jetzt gesagt hast, Luxusprobleme am Ende, weil da so viele kamen, wie ist denn die Koordination euch gelungen?
00:05:05: Ja, also... Ich glaube, das stellt man sich tatsächlich noch komplizierter vor.
00:05:09: Es war es vernachzulich kompliziert.
00:05:10: Es war viel Arbeit.
00:05:11: Am Ende des Tages haben aber unsere Akteurinnen ja die Arbeit gemacht.
00:05:14: Die haben ihre Veranstaltungen organisiert.
00:05:16: Die haben sich die Räume beschafft.
00:05:18: Wir saßen eigentlich im Hintergrund und haben die Website gemacht.
00:05:21: Wir waren quasi der Maschinenraum.
00:05:23: Wir haben Netzwerktreffen organisiert.
00:05:25: Also das möchte ich auch noch mal sagen, wenn ich hier jetzt als Einzelner im Vordergrund stehe, eigentlich sind das die zwei Hundert Akteurinnen, die wir haben, die da im Hintergrund ganz viel gemacht haben.
00:05:35: Ich habe jetzt auch noch eine Frage zur Sichtbarkeit.
00:05:38: Sichtbarkeit kann wieder verschwinden.
00:05:39: Es gibt ja in der Geschichte genug Frauen, die einfach getügt wurden, sozusagen deren Werk erstmal ausradiert wurde und wo man mühsam wieder dafür sorgen muss, dass es sichtbar wird.
00:05:48: Deswegen kennen wir die Namen von vielen ja auch gar nicht.
00:05:51: Welche Strategien hast du so festgestellt, verfolgt das Via-Festival, um auch sozusagen diese Sichtbarkeit zu vertiefen, also um das Ganze zu verankern und vielleicht so ein bisschen auch an neue Geschichtsschreibungen zu denken?
00:06:03: Wir hatten heute gerade also... Zum Hintergrund.
00:06:05: Wir haben heute in der Orania vormittags eine Workshop-Runde gehabt.
00:06:10: Nur für die Akteurinnen und eine Akteurin war der Wikipedia-Workshop.
00:06:15: Also da geht es darum, dass man sich wirklich zusammen in der Gruppe hinsetzt und Architektinnen bei Wikipedia mit reinschreibt sozusagen.
00:06:24: Und macht den Regeln, die es braucht.
00:06:25: Man muss bestätigt wissen, wie das funktioniert, damit er auch bleibt.
00:06:29: Richtig, genau.
00:06:30: Also da gibt es wohl einen ziemlich großen Gap, wie viele Männern, wie viele Frauen gezeigt werden, wie viele weiße Frauen, wie viele nicht weiße Frauen und so weiter.
00:06:37: Und es gibt da bestimmte Gruppen, die sich darum kümmern, auch in der nicht nur Geschichtsschreibung, sondern auch im Internet die Präsenz von Frauen zu erhöhen.
00:06:45: Das ist, glaube ich, ein ganz spannendes Beispiel, wie man es machen kann.
00:06:48: Ansonsten geht es natürlich auch... Darum, dass man die Werke von Frauen über Frauen, die es gibt, auch zeigt.
00:06:57: Also wir haben ja unseren Beirat, zwar Variesto und Karin Hartmann, die jeweils Bücher auch über das Thema geschrieben haben, Karin Hartmann.
00:07:04: Schwarzer
00:07:04: Rolli Hornbrenner.
00:07:05: Genau, und zwar Variesto über Landschaftsarchitekt.
00:07:08: Da weiß ich leider den Titel nicht.
00:07:09: Kannst du vielleicht nochmal einfügen über Landschaftsarchitekt-Tinnen.
00:07:12: Und auch die waren im Via-Festival Teil des Programms und konnten ihre Bücher vorstellen.
00:07:18: Auch das wäre eine Methode.
00:07:19: Ja, und weil wir jetzt eben auch von vielen Weißen ein Frau gesprochen hat, wie divers das Festival so empfunden.
00:07:26: Diverse kann man ja auf verschiedene Weisen verstehen.
00:07:29: Ich denke, was das Alter angeht, waren wir ultra diverse.
00:07:32: Also wir haben von achtzig bis achtzehn, glaube ich, jeder Altersstufe dabei.
00:07:38: Diverse in der Geschlechterhinsicht weniger.
00:07:41: Also wir haben leider nicht so viele Männer erreicht, was wir ein bisschen schade fanden.
00:07:45: Okay, weil women in architecture ist wahrscheinlich, dass die Männer jetzt nicht auf die Idee kommen, sich zu beteiligen.
00:07:49: Ja, aber warum eigentlich nicht?
00:07:50: Also die Frage könnte man ja auch mal stellen.
00:07:52: Natürlich geht es über Frauen in der Architektur, aber vielleicht könnten sich ja auch Männern... mit dem Thema beschäftigen, weil am Ende des Tages profitieren alle von gendergerechter Planung auch Männer.
00:08:01: Und es wäre schön, wenn das mehr im Fokus rücken würde.
00:08:04: Wir haben einige Projekte, die in verschiedenen... zur Aufgabe gemacht haben, auch über die Ländergrenzen, über die deutschen Ländergrenzen hinaus zu gehen.
00:08:15: Das ist nicht so viel, weil wir natürlich das als Kammer auch organisieren.
00:08:17: Das ist sehr deutschlandzentriert, so war es erst mal auch, also das hat uns jetzt nicht gewundert.
00:08:22: Wir haben aber zum Beispiel unsere Opening in Berlin gehabt, wo es um Architektinnen im globalen Süden geht.
00:08:29: Wir haben die Black Creative Builders, die sich auch für nicht weiße oder schwarze Stimmen in der Architektur und der Architektur Lehrer auch stark machen und darüber berichten.
00:08:38: Also da waren schon.
00:08:40: Da sind wir auch ganz stolz drauf, aber es darf natürlich, wenn das Festival weitergeht, noch viel, viel mehr sein.
00:08:49: Ich weiß ja der Wahnsinn, was ihr auf die Beine gestellt habt.
00:08:51: Das ist das erste bundesweite Festival.
00:08:54: Geht das jetzt weiter?
00:08:55: Gibt es da schon Überlegungen zu?
00:08:57: Ja, also die Idee ist, dass es in vier Jahren noch mal stattfinden soll.
00:09:01: Wie das ganze stattfinden wird, das wissen wir leider noch nicht.
00:09:05: Wir haben, also für uns ist das so ein Herzensprojekt, das sind nicht nur für mich persönlich und für meine Kollegin Morge-Jutta Getleg persönlich und Michael Kapatti, die auch im Team ist, die ich gerne noch mal erwähnen möchte, sondern auch für die Architektenkammer Berlin und die Bundesarchitektenkammer, die das ja auch mit uns zusammen auf die Beine gestellt hat.
00:09:20: Wir alle wollen das unbedingt, aber können gerade noch nichts versprechen.
00:09:23: Aber wir sind dran und wir überlegen, inwiefern man dieses Format vielleicht auch schon zwischen diesen vier Jahren nochmal bespielen kann.
00:09:31: Denn wir haben nicht nur ein Festival geschaffen, sondern hoffentlich auch eine Bewegung, hoffentlich auch eine Marke, die nicht einfach jetzt verschwindet, sondern bleibt in welcher Form auch immer.
00:09:40: Wir kommen jetzt zum Ende, weil du musst auch unbedingt weitermachen.
00:09:43: Es ist ja jetzt losgegangen, die Leute kommen.
00:09:45: Danke.
00:09:46: für das Interview.
00:09:47: Ich gratuliere zu dem Erfolg und ich wünsche vor allem ganz viel Erfolg für die Masterarbeit und danke dir vielmals, Lisa Gerd.
00:09:53: Danke schön.
00:09:54: Und das war es für heute.
00:09:55: Links zu sämtlichen angesprochenen Institutionen findet ihr in den Show Notes und noch ein Hinweis zum Heinze Event Klimafestival.
00:10:06: Das rückt immer näher.
00:10:08: Am neunzehnundzwanzigsten November findet es statt quasi also in einem Monat von hier aus gesehen und zwar in der Station in Berlin.
00:10:17: Ihr könnt euch unter dem Link in den Show notes anmelden und informieren.
00:10:22: Es wird wieder groß, es wird eine Messe,
00:10:25: es wird viele Vorträge
00:10:27: und Keynotes geben und es ist ein riesengroßes Netzwerk treffen.
00:10:32: Ich freue mich, wenn ihr beim nächsten Mal wieder rein hört.
00:10:35: Lasst uns
00:10:35: gerne eine Bewertung da und habt eine gute Woche.
00:10:39: Tschüss!
00:10:43: Das war
00:10:43: der Heinze Podcast Architektur Funk, verantwortlich
00:10:46: für
00:10:47: Redaktion, Moderation, Produktion und Veröffentlichung.
00:10:50: Ich, Kerstin Kunekath, Berlin,
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